Digitaler Sport: Spielend Geld verdienen
Wer richtig gut ist, kann beim E-Sport sogar Preisgelder kassieren. So wie der Gladbacher Florian Roschu (18).
Mönchengladbach. Für die einen ist es ein Spiel zur Entspannung, für die anderen eine sportliche Herausforderung — das Rennspiel Trackmania. Wer sich sportlich damit auseinandersetzt, betritt eine eigene Welt, in der es Ligen gibt, Meisterschaften, Teams, Manager, Profi-Verträge und Siegprämien.
Florian Roschu, 18-jähriger Gymnasiast aus Mönchengladbach, hat es bis ins Finale der Deutschen Meisterschaft geschafft. Jetzt winkt ihm ein Profi-Vertrag. „Ich war ziemlich nervös im Finale“, sagt er rückblickend. Schließlich musste er gegen den sechsmaligen Deutschen Meister antreten. Er unterlag, ist aber trotzdem zufrieden. „Ich habe ihn schon verdammt ärgern können“, stellt er fest. „Wenn ich die Videoaufzeichnung des Finales sehe, bekomme ich immer wieder eine Gänsehaut.“
Florian Roschu spielt seit drei Jahren das Rennspiel Trackmania. Sein Vater — auf der Suche nach einem Spiel, das man schnell zwischendurch spielen kann — hat ihn darauf aufmerksam gemacht. Auf unterschiedlichsten Strecken geht es bei Trackmania um Geschwindigkeit und Geschicklichkeit. Die virtuellen Fahrzeuge sind grundsätzlich gleich schnell — die Fahrkunst des Spielers bringt den Sieg. „Man muss wissen, mit welcher Geschwindigkeit und in welchem Winkel man die Kurven nehmen kann“, erklärt Florian Roschu, der bei Trackmania online unter dem Spitznamen oNio antritt.
Was als reiner Spielspaß begann, hat vor einiger Zeit ernsthaftere Formen angenommen. Florian ist Mitglied eines Teams, das wie ein realer Rennstall über Manager, Sponsoren und Gelder verfügt. Er ging in Leipzig bei den World Cyber Games an den Start und wurde auf Anhieb Sechster, in Köln bei den Deutschen Meisterschaften dann Zweiter. Die Teilnahme an diesen und anderen Turnieren hat dem Gymnasiasten im vergangenen Jahr immerhin 600 Euro Preisgeld beschert. „Ich muss aber auch Leistung bringen“, sagt er. „Vor den Deutschen Meisterschaften habe ich täglich vier bis fünf Stunden trainiert. Es ist sehr schwer, konstant gut zu sein.“
Das Training zahlt sich aus: nicht nur Preisgelder bekommt Florian, auch seine Reisekosten werden von seinem Team übernommen. Jetzt steht er vor dem nächsten Schritt: einem Profi-Vertrag. Dann sind sogar Prämien oder Gagen drin. „Und ich habe ihm immer gesagt, dass man mit dem Spielen kein Geld verdienen kann“, seufzt seine Mutter, die die Leidenschaft ihres Sohnes nicht wirklich nachvollziehen kann. Trotz der vielen Zeit, die er investiert, leide die Schule nicht, versichert der 18-Jährige, der die 12. Klasse des Gymnasiums am Geroweiher besucht. Und Trackmania wird ihm in absehbarer Zeit auch nicht langweilig.