Faule Tricks um Gewinnspiele
Viele Gladbacher erhalten Post über einen „Lottogewinn“. Die Verbraucherzentrale rat: „Ignorieren.“
Mönchengladbach. Daniela P. (Name von der Redaktion geändert) staunte nicht schlecht über die Post in ihrem Briefkasten. Darin lag eine Einladung zu einem Termin, bei dem ihr ein Lottogewinn von rund 1.000 Euro ausgezahlt werden sollte. Die junge Gladbacherin (28) hatte allerdings noch nie in ihrem Leben Lotto gespielt.
Der Absender, die Firma Dr. Lehmann & Partner für Finanzdienstleistungen, hatte keine Kontaktdaten angegeben. Internetrecherchen ergaben, dass ein Finanzdienstleistungs-Unternehmen mit dem Namen gar nicht existiert.
Suchmaschinen spuckten zwar Firmen mit gleichem Namen aus, etwa eine Unternehmensberatung oder einen Finanzberater, der allerdings keinen Doktor-Titel verwendet. Die beteuerten, mit dem Brief nichts zu tun zu haben und sich im Gegenteil schon seit geraumer Zeit über Beschwerdeanrufe von verärgerten Bürgern über einen zwielichtigen Brief zu wundern.
P. wandte sich an die Polizei. Für die ist der Fall nicht unbekannt: Nicht nur in Mönchengladbach haben etliche Bürger das dubiose Schreiben erhalten. "Das ist bundesweit ein Thema", sagt Polizeisprecher Willy Theveßen.
Immer geht die angebliche Finanzdienstleistungsfirma nach dem gleichen Muster vor: Per Post lädt sie die Bürger zur nachträglichen Lotto-Gewinnübergabe ein - nachträglich, weil die Firma Lotto Gewinn-Service das bislang versäumt habe.
Dem Einsatz von Dr. Lehmann & Partner sei es zu verdanken, dass das Geld - 1.000 Euro minus 70 Euro für Bearbeitungsgebühren - nun doch übergeben werden könnten. Und zwar bei einer kleinen Feier mit Essen, Trinken und kostenlosem Fahrservice. Als Zusatz-Geschenk gebe es einen Kaffee-Automaten.
Die "Firma" weist weiter darauf hin, dass dies die "letzte Gelegenheit" sei, das Geld zu erhalten und dass es nur persönlich abgeholt werden könne, auch, um sich zu überzeugen, dass "alles mit rechten Dingen zugeht".
Wo die Geldübergabe stattfinden soll, steht nicht im Brief. In P.’s Schreiben heißt es lediglich "in unserer Zweigstelle in der Nähe von Mönchengladbach". Auf einer beigefügten Postkarte sollen die Empfänger schriftlich bestätigen, dass sie erscheinen, weitere Infos sollen dann folgen.
Auch die Verbraucherzentralen beraten seit einiger Zeit Menschen, die Post von Dr. Lehmann und Partner erhalten haben. Auf Ursula Winbecks Schreibtisch in der Gladbacher Zentrale in Rheydt türmen sich mehr als 100 Anfragen dazu.
Winbeck ist sicher: Dahinter stecke eine unseriöse Verkaufsveranstaltung, die berühmt-berüchtigte Kaffeefahrt. "In den meisten Fällen richten sie sich an ältere, naive Leute, deren Adressen die Macher sich im Internet besorgt haben.
Wenn die wirklich zu dem Termin erscheinen, werden sie versuchen, ihnen etwas anzudrehen, beispielsweise Reisen oder Vitaminpillen", sagt sie. Auf seinen versprochenen Gewinn zu beharren, habe dann keinen Zweck mehr. "Im Brief steht ausdrücklich, dass das Geld einem zustehe, 100 Prozent garantiert wird es aber nicht", erklärt Winbeck.
Wie in allen Fällen der Kaffeefahrten würden auch Dr. Lehmann&Partner auf psychologische Art locken: "Sie reizen mit einem Gewinn und versuchen, seriös zu wirken, indem sie diesen nicht per Post schicken wollen. Auch der Doktor-Titel in der Firmenanschrift soll Ernsthaftigkeit vermitteln", so Winbeck. Gerade für ältere, einsame Leute sei die Einladung eine willkommene Ablenkung.
Allerdings sei es schwierig, die Menschen, die dahinter stecken, zur Rechenschaft zu ziehen. "Es sind meist so genannte Briefkastenfirmen ohne Anschrift, nur mit einem Postfach. Und die Einladung an sich ist auch nicht strafbar."
Winbecks Tipps: Nicht auf solche Schreiben reagieren, wenn der Absender keine Anschrift angibt. "Generell sollte man vorsichtig mit seiner Adresse sein und sie nicht zu leichtfertig herausgeben", so die Verbraucherberaterin weiter.