Frauenfußball: Zuschauer nur bei der WM

Nach dem Großereignis in Deutschland gibt es mehr Fußballfrauen und -mädchen denn je — doch sie spielen vor leeren Rängen.

Mönchengladbach. Der Frauenfußball in Mönchengladbach hat von der Weltmeisterschaft im vergangenen Jahr profitiert, aber die Stadien bleiben trotzdem leer. „Wenn die deutschen Frauen den Titel geholt hätten, wäre die Wirkung für den Frauenfußball nachhaltiger und stärker gewesen“, glaubt Jürgen Meis vom Fanclub „Die Seele brennt 2009“, der sich der Unterstützung des Frauenfußballs der Borussia verschrieben hat. So sieht er das Problem nicht bei den Aktiven oder bei den Vereinen, sondern bei den Zuschauern.

Die Zuschauerzahlen stagnieren nämlich bestenfalls, wenn sie nicht sogar rückläufig sind. Zum Beweis präsentiert Jürgen Meis, der sich seit vielen Jahren mit Mädchen- und Frauenfußball beschäftigt, die Zuschauerzahlen der laufenden Saison. Zu den Spielen der 1. Bundesliga kamen am ersten Spieltag im Schnitt 1620 Zuschauer, am sechsten Spieltag waren es nur noch 837. In der zweiten Liga sind es im Schnitt sogar nur 155 Zuschauer.

„Das ist sehr schade für die Mädchen und Frauen, vor leeren Tribünen spielen zu müssen“, findet Meis und setzt sich für einen Ausbau der Fankultur ein. „Man muss Events schaffen, möglichst mit ortsansässigen Vereinen, um die Zuschauer anzuziehen“, meint er.

Besser als die Zuschauerzahlen entwickelt sich der Mädchen-Fußball an den Schulen und in den Vereinen. „Mädchen-Fußball ist an den Grundschulen auch durch die Aktionen zur WM ein Thema geworden“, beobachtet Magdalena Heynen vom Fachbereich Schule und Sport der Stadt. Es gebe jetzt mehr reine Mädchenteams und auch drei Turniere, in denen sie sich messen können: eins davon im März und ein Freiluftturnier im Mai.

Heynens Kollegin Imke Deipenbrock hat nicht nur das Volunteers-Programm während der Frauen-Fußball-WM betreut, sondern spielt selbst von Kindesbeinen an Fußball und trainiert eine U 17-Mädchenmannschaft. Sie sieht eine positive Entwicklung durch die WM angestoßen, die nicht direkt verpufft ist. „Frauen-Fußball wird jetzt in der Bevölkerung mehr wahrgenommen.“

Sie merke auch, dass die Mädchen stärker in die Vereine drängen, mehr am Schnuppertraining teilnehmen. Der Frauen-Fußball sei im Kommen. Die Zeiten, als der Platzwart sich weigerte, für Mädchen das Flutlicht einzuschalten, seien jedenfalls endgültig vorbei.

Manuel Schulitz vom Fußballverband Niederrhein sieht im Aufschwung, den der Frauenfußball durch die WM auch in den Vereinen genommen hat, das richtige Mittel, um das öffentliche Interesse dauerhaft zu gewinnen. „Mit der Qualitätssteigerung wird auch das Interesse wachsen.“