Girls' Day: Mädchen in der Männerwelt
Aktion: Schülerinnen konnten am „Girls’ Day“ Jobs kennenlernen, die normalerweise auf ihrer Berufswunschliste nicht ganz oben stehen.
Mönchengladbach. Wie Entenküken ihrer Mutter, folgen die sieben Mädchen Daniel Meyer durch die Produktionshalle. Der Ausbildungsleiter führt die jungen Besucherinnen vom Lager weiter in die Werkstätten. An den Schaltanlagen drehen Mitarbeiter nach Plänen Schrauben und stecken Kabel. Schmutzige Hände dürfe man bei dieser Arbeit nicht fürchten.
„Als Azubis werdet ihr in den ersten Wochen allerdings ausschließlich feilen“, erklärt Meyer den jungen Damen und nimmt einen flache, schmale Platte in die Hand. „Was ist das für ein Material? Es wird in Schaltschränke eingebaut“, fragt er nach. „Kupfer“, weiß Nadine Machado Silva Hompesch. Sie verrät: „Ich habe in diesem Betrieb bereits ein Praktikum gemacht. Es war interessant, aber nichts für mich.“ Die Schülerin der Realschule Volksgarten ist ausschließlich für ihre Freundin Merve Katran noch einmal mitgekommen. „Ich weiß noch nicht, was ich machen soll und will möglichst viele Berufe kennenlernen“, erzählt diese.
Beide Neuntklässlerinnen nutzten das Angebot freiwillig, am „Girls’ Day“ einmal hinter die Kulissen des Gladbacher Unternehmens Günter Quade — Elektroanlagen zu sehen. Gebaut werden hier elektrische Steuerungen für alles, was automatisch bewegt wird. „Wir bilden zu Bürokaufleuten und Elektronikern in Automatisierungstechnik aus“, erzählt Geschäftsinhaber Günter Quade. Seinen Besucherinnen macht er Mut, einen handwerkliche Beruf zu erlernen. Schwer tragen müssten sie in der Anlagentechnik nicht. „Vor allem handwerkliches Geschick, bei uns besonders die Feinmotorik, sind wichtig“, erklärt Quade.
Für alle, die sich weiterbilden oder studieren wollten, sei die Ausbildung ein „gutes Sprungbrett“. Er findet die Idee des Girls’ Days „toll“. Die Mädchen könnten so einen ersten Einblick in den Beruf gewinnen.
Gemeinsam mit Geschäftspartnerin und Ehefrau Renate Quade will er den weiblichen Nachwuchs weiter fördern. „Frauen sind gut für das Betriebsklima und genauso fit wie die Männer“, glaubt der Chef. 65 Mitarbeiter sind bei ihm beschäftigt, drei davon sind bisher Frauen. Melanie Vossen ist seit elf Jahren dabei und war der erste weibliche Azubi. Ihr Rat an die Mädels: „Ihr müsst euch durchsetzen können. Aber wer Spaß an dem Beruf hat und wem er liegt, sollte ihn auf jeden Fall lernen.“
Für Merve Katran hört sich alles „sehr interessant an“. Zunächst hat sie andere Pläne. „Ich will auf jeden Fall Abi machen“, sagt die 15-Jährige. Das hätten mittlerweile viele seiner Bewerberinnen in der Tasche, erzählt Günter Quade. Allerdings: „Diejenigen mit mittlerem Schulabschluss, stehen den Abiturienten in nichts nach — weder in der Theorie noch in der Praxis“, sagt Renate Quade.