Immer mehr Unfallfahrer flüchten

Die Polizei setzt alles Machbare an Personal und Technik ein, um die Fälle aufzuklären.

Mönchengladbach. Manchmal sind die einzigen Zeugen der Tat nur ein paar Lack- oder Glassplitter. Aber sie reichen oft schon aus, um die Polizei auf die Spur der Täter zu bringen. Und das hat nichts mit der übermäßigen Fantasie amerikanischer TV-Autoren von „CSI“ bis „Crossing Jordan“ zu tun. „Die technischen Möglichkeiten sind immer ausgefeilter“, sagt Polizeipressesprecher Willy Theveßen mit Blick auf die Unfallfluchten in der Stadt.

Deren Zahl ist in den vergangenen Jahren stets gestiegen. 2010 waren es beispielsweise 1843 Fahrer, die sich nach einem Unfall davonmachten, ohne die Polizei zu rufen. 2011 wurden 1882 angezeigt. „Glücklicherweise ist der Anteil der Unfälle, bei denen Menschen verletzt wurden, gleichzeitig von 96 auf 72 gesunken“, berichtet Theveßen. Die Aufklärungsquote sei mit 66,7 Prozent „relativ hoch“.

Aktuell suchen die Unfallfahnder der Verkehrsinspektion nach einem dunkelgrünen Transporter. Er hatte am Mittwoch gegen 8.30 Uhr an der Asdonkstraße einen Leitpfosten und ein Verkehrsschild umgefahren. Ein Anwohner hörte den Knall und sah, wie sich das Fahrzeug Richtung Neuwerk entfernte.

Von manchen Fahrern würden solche Fälle oder die typischen Parkplatz-Rempler wohl „aus Gedankenlosigkeit“ nicht gemeldet, glaubt Theveßen. Aber die Motivationen seien selbstverständlich unterschiedlich und schwer nachzuvollziehen. „Einige wollen Alkoholgenuss verdecken oder den Versicherungsrabatt nicht gefährden.“

Das sei „unfair“ bei Remplern, aber „unfassbar“ bei Unfällen mit Verletzten, sagt Theveßen. „Da geht es um Menschen, um Schicksale, zum Beispiel um den Verlust des Jobs wegen einer Behinderung durch die Verletzung.“ Einer der schwersten Unfälle in diesem Jahr mit anschließender Flucht des Verursachers geschah an Silvester. Ein 40-Jähriger wurde von einem dunklen Kleinwagen auf der Aachener Straße erfasst, als er Raketen anzündete. Die Ehefrau des Schwerverletzten stand wenige Meter weiter auf dem Gehweg.

Fälle mit Personenschaden haben bei den Fahndern „absolute Priorität“. Die Ermittlungen seien oft „kriminalistische Kleinstarbeit“, sagt Theveßen. Auch mit winzigen, an Unfallorten gefunden Spuren könne man heutzutage auf Hersteller, Fahrzeugtyp oder sogar Seriennummer schließen. Tätern drohen Strafen von bis zu fünf Jahren Haft.