Brücken wie aus dem Stabilbaukasten
In Willich und Mönchengladbach lagern Teile für die Behelfsbrücken an der A 57.
Willich/Mönchengladbach/Dormagen/. Zwei Hallen, jeweils so groß wie Fußballfelder. Gewaltige Stapel Stahlteile türmen sich bis an die Decke. Kräne hieven tonnenschwere Einzelteile auf Tieflader, die ohne Probleme in die Halle fahren können. „Wenn man diese ganzen Teile sieht, schlägt mein Herz als Hobbybastler höher“, sagt Andreas Raedt, stellvertretender Leiter der Autobahnniederlassung Krefeld.
In einer von außen unscheinbaren Industriehalle in Willich-Schiefbahn lagert der Landesbetrieb Straßenbau Nordrhein-Westfalen seit 1962 Einzelteile für Behelfsbrücken. Zurzeit herrscht Hochbetrieb, alle sechs Mitarbeiter stehen bis zu zehn Stunden am Tag in der kalten und zugigen Halle. Seit die Autobahnbrücke an der A 57 bei Dormagen abgerissen werden musste, werden hier und in einem zweiten Lager in Mönchengladbach die Teile für die zwei Behelfsbrücken zusammengestellt und zum Abtransport vorbereitet.
Einzelteile für vier bis fünf Behelfsbrücken gehen jährlich aus den beiden Lagern ins gesamte Bundesgebiet. „Wir haben hier einen Vorrat für Notfälle wie bei der A 57, oder auch für Baumaßnahmen. Generelles Ziel ist, jede Autobahnbaustelle vierspurig zu halten“, sagt Raedt.
Das Prinzip der Behelfsbrücken ist simpel, Raedt vergleicht es mit dem Stabilbaukasten: Dreieckige Stahlelemente werden als Gerüst mit kiloschweren Schrauben zusammengesetzt. Dazwischen kommen drei Meter lange und sechs Meter breite Fahrbahnteile. 20 Lkw sind nötig, um alle Teile nach Dormagen zu fahren. Dort wird die Konstruktion direkt auf der Fahrbahn zusammengesetzt.
Wenn die Behelfsbrücke in Dormagen wieder abgebaut wird, kommen die Teile zurück nach Willich. Dort werden sie von den Mitarbeitern überprüft, gereinigt und wieder eingelagert. Sieben solcher Lagerhallen betreibt der Bund in Deutschland. Alleine mit dem Vorrat aus Willich und Mönchengladbach könnten 40 Brücken mit 30 Meter Länge montiert werden. Gebaut wurden die Brückenlager in der Zeit des Kalten Kriegs, um im Ernstfall zerstörte Verkehrswege schnell wieder aufzubauen. „Wir sehen aber jetzt am Beispiel der A 57, wie wichtig es ist, so etwas aufrechtzuerhalten“, sagt Raedt.