Bestand des Kreismuseums: In Zinn gegossene Kunstwerke
1600 Zinngegenstände sind im Bestand des Kreismuseums. Der aktuelle Fokus liegt auf Objekten der Marke Kayserzinn.
Dormagen. Ein Eichhörnchen, dessen buschiger Schwanz filigran herausgearbeitet ist, Fledermausflügel, die sich als Kerzenhalter emporstrecken, zwei Vögel, die sich aneinander schmiegen — bis in die 1950er Jahre galten Jugendstil-Darstellungen dieser Art als Kitsch. „Keiner wollte so etwas ausstellen“, sagt Angelika Riemann. Wahrnehmung und Wertschätzung für diese in Zinn gegossenen Objekte jedoch wandelten sich. Kaum einer weiß das besser als die Leiterin des Kreismuseums, das einen Bestand von 1600 Zinngegenständen aus dem Jugendstil und damit die deutschlandweit umfangreichste öffentliche Sammlung dieser Art sein Eigen nennt.
Da nur ein Bruchteil davon in Zons gezeigt werden kann, konzipiert Angelika Riemann die Ausstellung im gläsernen Anbau des Museums regelmäßig neu. Aktuell lenkt sie den Blick auf 110 Objekte der Marke Kayserzinn und dort konkret auf solche, „die Details zeigen und auf hochwertige künstlerische Entwürfe zurückgehen“. Engelbert Kayser, der sich den Markennamen Kayserzinn 1895 schützen ließ, war Galerist und leitete das künstlerische Atelier in Köln. Sein Bruder Johan Peter Kayser leitete in Krefeld eine der führenden Zinngießereien Deutschlands. Beide Zweige der Kayser-Familie versinnbildlichen die Dualität des künstlerischen Schöpfungsaktes, die die Juroren der Pariser Weltausstellung im Jahr 1900 vor ein Dilemma stellte. Wem sollte man nun die Goldmedaille verleihen — dem Entwurfsatelier Engelbert Kayser in Köln oder der ausführenden Manufaktur in Krefeld? Letztlich macht wohl beides den dauerhaften Reiz der Zinnobjekte aus.
Insbesondere die Gestalter Hugo Leven und Hermann Fauser waren es, die im Kölner Atelier mit ihren Entwürfen die Eigenschaften des Zinns aufnahmen und Kayserzinn zu einer ganz eigenen Formensprache führten. „Manche filigranen Figuren würden zum Beispiel in Silber einfach nur glänzen und flach wirken“, erklärt Angelika Riemann die Vorzüge des Materials. Schon mehr als 40-mal wurden Zinnexponate aus dem Zonser Bestand, dessen Grundstein die erste Museumsleiterin Helene Blum-Spicker 1979 mit dem Ankauf der Sammlung Giorgio Silzer legte, in Ausstellungen rund um den Globus präsentiert.
Dass häufig größere Teile des Museumsschatzes auf Reisen gehen, dürfte auch ein Platzproblem lösen. Denn die Magazine der ursprünglich als Galerie ohne eigenen Bestand gegründeten Kunsthallen an der Schlossstraße sind fast ausgeschöpft.