Kletterkirche: Schwester Etna wagt den Sprung
Aus Anlass des Weltjugendtags genossen Menschen aus verschiedenen Ländern den Kitzel in luftiger Höhe.
Mönchengladbach. Schwester Etna steht auf der Empore, holt tief Luft und stürzt sich acht Meter in die Tiefe. Gesichert durch Seile schwingt die brasilianische Ordensfrau durch die Kletterkirche.
„Vor dem Sprung zittert man, aber dann ist es, als ob man fliegen könnte“, sagt der 14-jährige Benni. Er muss es wissen, denn auch er hat schon den Sprung in die Tiefe gewagt und die Mutprobe bravourös bestanden.
Verena und Tanja dagegen haben sich an den Kletterwänden erprobt. „Ich habe das noch nie gemacht und hatte Respekt, aber es hat richtig Spaß gemacht“, erzählt Verena.
Sie alle sind im Rahmen des Bistumsangebots „Weltjugendtag@home“ in der Kletterkirche in Mönchengladbach. 60 Teilnehmer zwischen 14 und 26 Jahren machen mit. Viele sind aus der Region, aber eine Gruppe ist auch aus dem spanischen Toledo angereist.
Für die elf jungen Spanier ist die Kletterkirche ein besonderes Erlebnis. Zwar kennt man auch in ihrer Heimat Kletterhallen, aber eine umgewidmete Kirche ist für das traditionell katholische Land doch etwas ganz Neues.
Verena und Tanja haben schnell ihre anfängliche Scheu abgelegt und sind vom Klettern begeistert. „Man braucht Vertrauen, Ehrgeiz, Mut und Kraft“, zählt Tanja auf. Vertrauen vor allem in die Trainer, die die Teilnehmer sichern, während sie sich den Weg nach oben suchen. Die Kletterkirche bietet Wandhöhen von bis zu 13 Metern.
Später sichern die jungen Leute auch selbst unter der Aufsicht der Trainer. „Da hatten wir die Verantwortung, das hat auch Spaß gemacht“, sagt Tanja. „Viele finden nicht nur das Klettern, sondern auch das Sichern cool“, stimmt Klettertrainer Christian Classen zu.
So bildet sich eine besondere Beziehung zwischen dem Kletterer und dem Sichernden. „Da kommt immer wieder die Frage ,Hast du mich?’ und das beruhigende ,Ja’ von unten“, sagt Classen.
Der Kletterer muss dem Sichernden vertrauen. Und er oder sie kann dann die eigenen Grenzen austesten. „Man kann sich komplett ausprobieren, an die eigenen Leistungsgrenze gehen“, erklärt der Trainer die Faszination, die das Klettern auch auf Unerfahrene ausübt.
Für die Weltjugendtagsgruppe ist die Kletterkirche besonders gut geeignet, denn dort wird das Tagesthema „Zu zweit sein“ praktisch erfahrbar. Auch der kirchliche Charakter der Räume kommt zum Tragen: Die Jugendlichen und ihre Begleiter haben einen Gottesdienst in der ehemaligen Pfarrkirche St. Peter gefeiert.