Läufer zeigen: So geht Integration

Die Gruppe „Süchtelner Nachtläufer“ ist zwei Mal wöchentlich mit Asylbewerbern unterwegs.

Foto: Busch

Viersen. Sportbekleidung bestimmt das Bild an der Viersener Asylbewerberunterkunft an der Schmiedestraße in Süchteln. Mehrere junge Männer in Laufschuhen und sportlicher Bekleidung haben sich am Eingang der kleinen Containersiedlung eingefunden — und warten. Als Klaus Röskens, Frank Scharré und Dirk Aschoff-Franke um die Ecke gebogen kommen, sind ein herzliches „Hallo“ samt Lachen auf beiden Seiten zu hören.

Allerdings sind es jetzt nicht mehr drei Läufer, sondern neun, die gemeinsam die Straße in Richtung Niers hinunter joggen, wobei die Gesichter der sechs Asylbewerber mehr als nur strahlen. Sie drücken pure Freude aus.

Es ist Mittwochabend und damit einer der beiden festen Tage, an denen die Laufgruppe „Süchtelner Nachtläufer“ zusammen mit den asylsuchenden Männern, die in der Unterkunft leben, läuft. „Die Idee zu dem gemeinsamen Sport ist uns beim Laufen gekommen. Wir laufen hier auf unserer Trainingsrunde immer vorbei und irgendwie kam der Wunsch auf, die Menschen anzusprechen, ob sie keine Lust hätten, mit uns zu laufen“, erinnert sich Aschoff-Franke.

Die Sportgruppe sprach die Stadt an und über Peter Hohlweger von der Diakonie wurde ein erster Kontakt hergestellt. Mit Hilfe der Stadt erfolgte die arabische Übersetzung eines Aushangs, und den „Nachtläufern“ kam eine weitere Idee. „Die Asylbewerber besitzen keine Sportausrüstung. Wir haben Laufkollegen vom Marathonteam angesprochen und um Laufschuhe sowie -kleidung gebeten“, sagt Scharré.

Die Resonanz war enorm. Mit der gebrauchten Ausrüstung ging es zur Schmiedestraße. Sportoutfits wurden anprobiert.

Der erste gemeinsame Lauf stand an, wobei die „Nachtläufer“ feststellen konnten, dass die jungen Männer eine gute Kondition haben. Etliche laufen inzwischen sogar die zweite Fünf-Kilometer-Runde, die in einem schnelleren Tempo absolviert wird.

Sprachlich ist ein Austausch zwar nicht einfach, aber der Sport schlägt Brücken. „Wir haben abends schon einen Kasten alkoholfreies Bier mitgebracht und gemeinsam ein Bierchen nach dem Sport getrunken“, berichtet Aschoff-Franke.

Die „Nachtläufer“ helfen über den Sport hinaus. „Einer brauchte ein Radschloss. Ich hatte noch eins übrig und habe es mitgebracht“, sagt Scharré.

Einer der Männer musste nach Dülken, bei den Nachtläufern fand sich spontan ein Fahrer. Man selber bekäme einen anderen Blick auf die Menschen, die Asyl suchen würden, meint Klaus Röskens abschließend.