Lehrerabschied: „Ich gehe mit Gelassenheit, ohne Wehmut“
97 Lehrer gehen in den Ruhestand — die WZ sprach mit zwei „Paukern“.
Mönchengladbach. „Die Rahmenbedingungen haben sich verändert, aber die Arbeit mit den Kindern nicht“, sagt Françoise Wörndle. „Und sie hat mir immer Spaß gemacht.“ Die gebürtige Französin unterrichtet seit 42 Jahren an Mönchengladbacher Schulen Französisch und Mathe. Jetzt wurde sie gemeinsam mit vielen Kollegen von Oberbürgermeister Norbert Bude in den Ruhestand verabschiedet. 1971 hatte Wörndle am damals neu eröffneten Neusprachlichen Gymnasium begonnen. „Wir konnten eine Schule aufbauen, das war schön“, sagt sie rückblickend.
Die Schüler allerdings seien damals eher renitenter gewesen als heute. Die Rebellion der 68er hing noch in der Luft. Und die Klassen waren größer: 44 Schüler pro Klasse waren keine Seltenheit. Auch den Zusammenschluss des Neusprachlichen Gymnasiums mit dem Math.-Nat. Gymnasium hat sie mitgemacht.
Am Lehrerberuf fasziniert sie die Dynamik, die jede Klasse entwickelt. „Eine Klasse ist eine ganz eigene Gemeinschaft, und das werde ich vermissen“, sagt sie. Aber sie freue sich auch auf die kommende Zeit mit Familie und Enkeln, Büchern und Garten.
Ähnlich sieht das auch Ulrich Elsen, den politisch Interessierten bekannt als Vorsitzender des Schulausschusses der Stadt Mönchengladbach, im Hauptberuf aber Lehrer an der Gesamtschule Rheydt-Mülfort. „Ich gehe mit Gelassenheit, ohne Wehmut“, sagt der knapp 60-jährige Pädagoge, der 33 Jahre lang unterrichtet hat. Eigentlich hätte er noch einige Jahre weiter arbeiten wollen, aber einige ernste Erkrankungen hätten ihn nachdenklich gemacht und zur Entscheidung für den Ruhestand bewogen. Er freue sich nun darauf, die Enkelkinder häufiger zu sehen und bleibe, wenn möglich, in der Kommunalpolitik aktiv.
Begonnen hat er 1981 am Gymnasium an der Gartenstraße. 1996 wechselte er in die neu gegründete Gesamtschule Rheydt-Mülfort, wo er Deutsch, Gesellschaftslehre und auch Religion unterrichtete. „Ich habe den Beruf immer gern gemacht“, sagt er: „Ich wollte nie Fehler aufspüren, sondern den Schülern zum Erfolg verhelfen.“ Dass sich Schule ständig verändert, empfindet er nicht als Bedrohung. „Für mich ist das der Beweis für die Lebendigkeit des Systems“, sagt er. Ein Lehrer müsse über Authentizität, Humor und Fachwissen verfügen. „Dann kann man die Schüler heute genauso erreichen wie früher, obwohl heute mehr Probleme in die Schule hineingetragen werden.“