Lektüre: „Mensch, dann schreibe doch“
Eine Mitarbeiterin von „Zornröschen“ schrieb ein spannendes Buch.
Mönchengladbach. Ihre Kolleginnen waren es, die Brigitte Bialojahn auf die Idee brachten, ein Buch zu schreiben. "Wenn wir in der Pause zusammen sitzen, erzähle ich ihnen Geschichten und sie sehen mich dann fragend an, weil sie nicht wissen, ob sie real sind oder ausgedacht."
Sie gehört mit zu dem Team, das bei Zornröschen gegen sexuellen Missbrauch an Mädchen und Jungen kämpft. Schwere Schicksale, heikle Situationen sind Alltag, den die Mitarbeiterinnen irgendwie zu bewältigen haben, ohne selbst Schaden an Leib und Seele davon zu tragen. Die Ausflüge in die Welt der Phantasie sind für die Diplom-Heilpädagogin mit Schwerpunkt Tiefenpsychologie "Psycho-Hygiene".
Irgendwann hat es den Kolleginnen gereicht: "Mensch, dann schreib doch mal ein Buch!" Das war vor drei Jahren. "Es war, als hätte es da ,klick’ gemacht, und von da an ging alles ganz schnell", erinnert sich die 54-Jährige an den Mut machenden Satz. Ein halbes Jahr später war der Kriminalroman "Schwarzer Afghane" fertig.
Dann hat es gedauert, bis sie in der Edition Fischer einen Verlag fand. Im vergangenen März wurde der Titel auf der Leipziger Buchmesse vorgestellt. Obwohl es ihr Erstlingswerk ist, zeichnet sich "Schwarzer Afghane" dadurch aus, dass die Charaktere in ihrem Handeln konsequent durchdacht sind. Die Heldin Lucca beispielsweise, eine echte Herzensbrecherin, die sich wenig um die Gefühle ihrer Gespielinnen schert. Und sich genauso bedenkenlos in Gefahr begibt, als es darum geht, die grausamen Machenschaften hinter den Windhunderennen aufzudecken, die sie bei einem zufälligen Besuch in Irlands größter Hunderennbahn entdeckt.
Bialojahn gelingt es, Spannung zu erzeugen und die Geschichte mit der nötigen Prise Sex zu würzen, der sich hier zwischen Frauen abspielt. "Das lag für mich einfach nahe, weil ich in einer lesbischen Beziehung lebe", sagt sie. Männliche Leser dürften ihren Spaß daran haben, dass hier genauso gezickt und geeifersüchtelt wird wie unter Heterosexuellen.
Die Hintergründe bei den Hunderennen hat Bialojahn, die selbst seit Jahren einen Whippet - den kleineren Bruder des Greyhounds - besitzt, genau recherchiert. "Irgendwoher muss die Geschichte ihre Spannung beziehen", sagt sie. Ein Buch über sexuellen Missbrauch käme für sie nie in Frage. "Damit darf ich mich in der Freizeit nicht beschäftigen", sagt sie über einen weiteren Aspekt ihrer Psycho-Hygiene. "Daher habe ich ja so viel Zeit zum Schreiben. Sexueller Missbrauch wird überall und dauernd thematisiert", sagt sie. "Man kann nicht mehr fernsehen."