„Manon“ begeistert Opernbesucher

Die Theatergemeinschaft Krefeld / Mönchengladbach inszeniert das Stück von Jules Massenet.

Foto: Matthias Stutte

Mönchengladbach. Endlich wieder eine fabelhaft, ja für hiesige Theaterverhältnisse geradezu prunkvoll ausgestattete Oper. Erzromantisch, aber mit enger spielzeitlicher Verzahnung ins Rokoko. Dazu kommt, dass diese fünfaktige Oper von Jules Massenet noch nie auf einer Bühne der Theatergemeinschaft Krefeld / Mönchengladbach zu sehen war. Bedauerlich, denn „Manon“ von Melodie-Zauberer Massenet ist dem impulsiveren Musikdrama „Manon Lescaut“ von Giacomo Puccini durchaus ebenbürtig.

Dies klarzustellen war dem Generalmusikdirektor Mihkel Kütson, seinem Orchester und den Theaterchören ein hörbares Anliegen. Diese elegante, delikate, laszive, gar fromme, geschmeidig die Gehörgänge salbende Musik, die auch mal italienisches Feuer entfachen oder in den gesprochenen, melodramatisch untermalten Mono- und Dialogen wie ein Vorbote der Filmmusik wirken kann, ist einfach fabelhaft! Dazu tragen neben dem Orchester auch die kompakt und immer zuverlässig klingenden Chorgruppen bei.

Die Geschichte der Manon Lescaut eignet sich für große Gefühle auf der Bühne, da passt die Form des Melodrams besser als gesungene Rezitative. Das lebenslustige Mädchen vom Lande soll auf Geheiß der Familie von ihrem Cousin ins Kloster verfrachtet werden. Doch gleich zwei Galane machen, derweil der Cousin sich auf ein Spielchen in die Kaserne begibt, der schönen Manon vor der Abfahrt den Hof. Ohne Erfolg der reiche Pächter Guillot de Morfontaine, dessen plumper, gepuderter Gockelhaftigkeit Walter Planté exzessiv Raum gibt. Statt dessen brennt die findige Manon mit dem Chevalier des Grieux nach Paris durch. Das ist großes Gefühlskino, was die belgische Kunsthistorikerin Karine Van Hercke mit ihren beredsamen Kostümen und Masken nach Kräften und kenntnisreich unterstreicht.

Die junge Manon, dargestellt von der außergewöhnlich zierlichen lyrischen Koloratursopranistin Sophie Witte, und ihr grobschlächtiger Cousin (Rafael Bruck) träumen sich in die Zeit des Romans. In eine Welt der Etikette, eitlen Selbstinszenierung und der Korruption.

Wichtiger als solche Regie-Einfälle des französischen Gastregisseurs François De Carpentries sind die sanglich-spielerischen Leistungen der Solisten. Sophie Witte sieht man unmöglich an, dass sie ihre feinstufige Dynamik bei Bedarf durchaus zu großräumigem Klangvolumen aufgipfeln lassen kann.

Weniger verlässlich gelingen dem Tenor Kairschan Scholdybajew die feinen Zwischentöne, aber immer, wenn Leidenschaft geboten ist, befreit er mitreißend Glut aus der Kehle. Es wäre lösbar gewesen, dafür zu sorgen, dass des Grieux’ Vater, dessen Partie der Bass Matthias Wippich sonor und distinguiert artikuliert, wenigstens nicht jünger wirkt als der eigene Sohn . . . Von den Höflingen macht Andrew Nolen als de Brétigny bei der barocken Stilisierung seine Sache am besten. Das Publikum zeigt sich hoch zufrieden.