Mehr Personal für Kitas
Die Stadt möchte den Eltern flexiblere Betreuungszeiten bieten und gleichzeitig die Erzieherinnen entlasten.
Mönchengladbach. „Niemand muss ein schlechtes Gewissen haben. Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist in Mönchengladbach kein Problem.“ Diese Botschaft schickte Sozialdezernent Michael Schmitz seiner gestrigen Vorstellung eines neuen Konzepts für die städtischen Kindertagesstätten voraus. „Wir haben nicht nur genug Plätze, sondern auch eine hohe Qualität“, sagte der CDU-Beigeordnete. „Mit unserem Konzept wollen wir das Gefühl, dass Kinder bei uns gut aufgehoben sind, noch verstärken.“
Die Ideen der Stadtverwaltung zielen auf der einen Seite auf flexiblere Betreuungszeiten im Sinne der Eltern und auf der anderen Seite auf verbesserte Arbeitsbedingungen für die Erzieherinnen ab. Nicht nur, weil die Zahl der qualifizierten Mitarbeiterinnen auf dem Arbeitsmarkt sinkt und die Stadt im Wettbewerb um Personal ihre Arbeitsplätze attraktiver gestalten will.
„Die Anforderungen an die Mitarbeiter sind ständig gestiegen. Daran sind die Träger nicht unschuldig“, sagt Schmitz. Die Umwandlung von Kitas in Familienzentren, die man mittlerweile flächendeckend vorangetrieben habe, gehöre dazu. Gesetzliche Vorgaben, die die Bedeutung von Bildung in Kitas noch verstärkt hätten, oder beispielsweise die Sprachkompetenz-Tests der Vierjährigen in den Kitas. „Das Personal ist stark belastet“, so der Dezernent.
Wenn die Politik es absegnet, sollen sich Zahl, Bezahlung beziehungsweise Karrieremöglichkeiten der Mitarbeiter verbessern.
Gerade auch der Krankenstand der Erzieherinnen ist ein Punkt, an dem man einhaken will. „Täglich sind im Schnitt 73,5 von 540 Mitarbeitern krank“, berichtet Jugendamtsleiter Reinhold Steins. Das entspricht einer Quote von 13,6 Prozent.
Springer sollen in Zukunft ohne großen Verwaltungsaufwand schnell eingesetzt werden können. Damit das klappt, soll die Zahl dieser Mitarbeiter erhöht werden.
Derzeit gibt es 20 Springer, die aber sehr häufig durch Dauererkrankungen der Mitarbeiterinnen, die sie vertreten, gebunden sind. Schmitz’ Wunsch liegt bei zehn weiteren Springern. Vorstellen könnte er sich auch 20, aber das Problem am Konzept ist: Es ist noch nicht durchfinanziert. Durch jede Springerstelle entstehen jährliche Kosten von rund 44 000 Euro. Alle Ideen des Konzeptes würden — bei der Modellrechnung von zehn Springern — rund 700 000 Euro kosten.
Auf der Wunschliste stehen zum Beispiel in Sachen Aufstiegsmöglichkeiten neun Stellen, die in sogenannte „Fachkraftstellen“ umgewandelt werden sollen (Mehrkosten: 40 000 Euro). Bisher gab es zwischen der Leitung einer Gruppe als Erzieherin und der Leitung eines ganzen Kindergartens keine Position mit entsprechender Bezahlung.
Gerade angesichts des demografischen Wandels auch bei den Mitarbeiterinnen hält man das für eine gute Sache für die älteren Angestellten in den Einrichtungen. Gleichzeitig würden die sehr belasteten Kindergartenleiterinnen so entlastet werden können. Vorgesehen sind die Stellen in Kitas mit mehr als 100 Kindern.
Im Sinne der Bindung guten Personals an den Standort Gladbach und der besseren Betreuung vor allem auffälliger Kinder soll es sechs Stellen für Kindheitspädagogen geben.
Zum ersten Mal wird dieser Studiengang im kommenden Wintersemester an der Hochschule Niederrhein angeboten, ohne dass die Studenten vorher eine Ausbildung als Erzieher durchlaufen haben müssen. Schmitz sieht die künftigen Bachelor-Absolventen als Unterstützung für jeweils zwei bis drei Kitas. „Sie können den Erzieherinnen beratend zur Seite stehen und vielleicht auch einmal ein Kind herausgreifen, helfen, es in eine Gruppe zu integrieren oder ihm besondere Bildungsangebote zukommen lassen“, sagt Schmitz. Die Mehrkosten liegen bei 150 000 Euro. In dieser Sache habe man eine „Vorreiterrolle“. Es sei ein Schritt „mit Signalwirkung“ an die jetzt startenden Studenten.