„MG bei Ebay“ leistet Pionierarbeit

Rund 50 Händler aus Mönchengladbach präsentieren sich unter dem Dach des Internetriesen. Es ist der Start eines Pilotprojektes.

Foto: Ilgner

Gestern ist der Mönchengladbacher Einzelhandel ins „Neuland“ aufgebrochen — und leistet dabei Pionierarbeit, denn Vergleichbares gab es zuvor nur im New Yorker Stadtteil Brooklyn. Auf www.ebay-in-mg.de sind zunächst rund 50 Händler vertreten, die sich von dem gemeinsamen Auftritt unter dem Dach des Internetriesen Ebay viel versprechen. Und vor allem ganz unterschiedliche Dinge. „Ein eigener Onlineshop würde nie solches Interesse hervorrufen“, sagt Rolf Krichel vom Kunsthaus Krichel. „Die Unterstützung durch Ebay hat mich überzeugt. Als Einzelkämpfer ist es schwierig, sich online zu vermarkten“, erklärt wiederum Sabine Kuch vom „Haus der Braut“ ihre Motivation, am Projekt teilzunehmen.

Unter bundesweitem Medieninteresse und im Beisein von Ebay-Deutschland-Chef Stephan Zoll fiel gestern im Haus Zoar der Startschuss für das neunmonatige Pilotprojekt, das als Blaupause für die Frage aller Fragen im Einzelhandel verstanden werden kann: Wie gelingt es, den stationären Einzelhandel mit den Vorzügen des Online-Einkaufs so zu verzahnen, dass er gestärkt aus dem Wandel hervorgeht?

Dass er nicht vollständig verdrängt werden wird, stehe außer Frage, sagt Prof. Dr. Gerrit Heinemann, Handelsexperte der Hochschule Niederrhein. Zumindest nicht in Oberzentren wie Mönchengladbach: „Aktuelle Prognosen zeigen, dass der Anteil des interaktiven Einzelhandels am Gesamthandel bis 2024 von 11,5 auf 25 Prozent steigen wird“, sagt er zwar — doch das werde eindeutig zulasten kleinerer und mittlerer Zentren gehen: „Der Anteil der Oberzentren bleibt bei 38 Prozent.“ Vorausgesetzt, sie verweigern sich dem Wandel nicht, sondern nutzen die sich bietenden Chancen.

„Mönchengladbach bei Ebay“ ist eine Chance, den Wandel des Kaufverhaltens zu nutzen, und zwar eine einmalige. „Diese Stadt ist nicht Berlin“, sagt Christoph Brem, Gründer des Warenwirtschaftssystems Inventorum, dessen sich die Projektteilnehmer bedienen können. „Und genau darin liegt der Reiz. Wenn es Gladbach gelingt, den E-Commerce als Chance zu nutzen, dann können das auch andere.“

200 000 Gladbacher Artikel sind bereits auf der Seite online, weitere werden folgen. Sie können von überall in Deutschland gekauft werden, andersherum findet jeder, der unter den Gladbacher Produkten nicht fündig wird, einen Klick weiter bereits die komplette Ebay-Produktwelt.

Ein Selbstläufer werde „MG bei Ebay“, dem eine wissenschaftliche Untersuchung im Rahmen des Projekts „MG Retail 2020“ vorausging, nicht, warnt Handelsexperte Prof. Heinemann. Aber: „Wenn es erfolgreich ist, spricht nichts dagegen, es fortzusetzen“, sagt Ebay-Boss Zoll.