NRW Seit 30 Jahren hilft Zornröschen missbrauchten Kindern
Mönchengladbach · 1990 wurde der Verein gegründet. Ein Jahr später wurden eine Sozialpädagogin und eine Psychologin eingestellt. Heute bieten drei Mitarbeiterinnen und ein Mitarbeiter auch anonyme Beratungen an.
Dieses Röschen soll sich nicht an einem Dorn stechen und 100 Jahre schlafen. Nein, es soll mutig werden, um Zorn zu entwickeln und sein Schicksal in die eigene Hand zu nehmen. Um das zu schaffen, steht Mädchen und Jungen, die sexuellen Missbrauch erleben mussten, der Verein Zornröschen zur Seite. Seit 30 Jahren ist er aktiv als eine Kontakt- und Informationsstelle für sexuell missbrauchte Kinder tätig. Es sei immer noch ein Tabuthema, sagte Oberbürgermeister Felix Heinrichs beim Fest des Vereins im Theater im Gründungshaus in Eicken.
Etwa 130 Gäste waren gekommen, um mit einem Konzert den runden Geburtstag zu feiern. Die Ursprünge begannen 1989. Damals gab es in der Familienbildungsstätte Mönchengladbach ein Symposium mit dem Titel „Wenn Liebe zuschlägt – Gewalt in der Familie“. Dabei wurden Lösungen vorgeschlagen, wie man den betroffenen Kindern zur Seite stehen könnte.
13 Gründungsmitglieder wollten dabei mithelfen. Sie kamen beruflich aus der Psychologie, der Sozialarbeit und -pädagogik, der Polizei und Anwaltschaft, der Schulpädagogik sowie dem Kinderschutz. Im August 1990 schufen sie den Verein gegen sexuellen Missbrauch an Mädchen und Jungen. Und ab Januar 1991 arbeiteten Vereinsmitglieder ehrenamtlich in der Kontakt- und Informationsstelle an der Regentenstraße. Im Oktober 1991 wurden eine Sozialpädagogin und eine Psychologin eingestellt. „Heute hat der Verein drei Mitarbeiterinnen und einen Mitarbeiter“, sagt Jochen Schell vom fünfköpfigen Vorstand des Vereins, der auf 83 Mitglieder angewachsen ist. Finanziert wird Zornröschen zu einem Drittel von der Stadt, zwei Drittel kommen durch Spenden, Bußgelder-Zuweisungen und Mitgliedsbeiträgen zusammen.
„Wir bieten eine anonyme Beratung an“, sagt Schell. Die meisten Kinder lerne der Verein durch das Bezugssystem kennen. „Wir schauen nicht auf einen Täter, sondern immer auf die Betroffenen und fragen: Was braucht das Kind?“ Zornröschen wolle Kinder und Jugendlich so stärken, „dass sie Zorn und Kraft benutzen, um ihre Situation in die eigene Hand zu nehmen.“ Es gehe darum, eigene Kräfte zu mobilisieren, damit auch nach einem Missbrauch das Leben gelingen kann.