NRW „Ein Signal der Freude und der Hoffnung“
Mönchengladbach · Beim Bundestag der Schützen in Mönchengladbach betonten Brauchtumsfreunde, Ministerin Ina Scharrenbach und Gäste Zuversicht zum Neustart des Miteinanders. Die Schützen bekräftigten ihre Werte und die Abgrenzung zur AfD.
(angr) Hans-Christian Lummer haut so schnell nichts um. Der Bundeskönig ist ein gestandener Kerl, ein herzlicher wie kerniger Ostwestfale. Als am Samstagnachmittag im Borussia-Park der Große Zapfenstreich mit Europa-Hymne erklang, da hat es ihn dann doch gepackt. „Das war einfach rührend. Wir haben uns alle so lange nicht gesehen, und jetzt fahren wir mit einem guten Gefühl nach Hause“, sagte der Bundeskönig der Schützen. Zusammenhalt, Gemeinsamkeit und Zuversicht, dass der Neustart miteinander gelingt – das war die Botschaft, die der Bundestag der Schützen am Samstag in Mönchengladbach nicht nur an die Brauchtumsfreunde im Land schickte.
Eigentlich wäre am Wochenende das Bundesschützenfest mit rund 25 000 Schützen gefeiert worden. Wegen der Corona-Pandemie verzichtete der Bund der Historischen Deutschen Schützenbruderschaften auf das Fest und lud dafür zu einem Bundestag mit Messe und Podiumsdiskussion in der Münsterbasilika und einem Empfang im Borussia-Park. „Der Bundestag ist kein Trostpflaster, sondern ein Zeichen des Zusammenhaltes im Brauchtum“, sagte Bezirksbundesmeister Horst Thoren. „Von diesem Tag soll ein Signal der Freude und der Hoffnung ausgehen.“
Im Borussia-Park war auch die NRW-Heimatministerin Ina Scharrenbach (CDU) zu Gast. „Die Schützenvereine haben viele Einschränkungen in der Pandemie erlebt, aber Sie haben dafür gesorgt, dass die Menschen weiter verbunden werden. Sie führen Menschen zusammen“, lobte Scharrenbach und ergänzte mit Blick auf das Neustart-Programm des Landes, das Veranstaltungen wie den Bundestag unterstützt: „Ohne Horst Thoren und die Schützenbrüder gäbe es das Programm nicht. So kommen wir gemeinsam aus der Krise heraus. Horrido und Prost.“ Die Ministerin gönnte sich dann ein frisches Pils mit den Schützen.
Mitgliedschaft bei AfD sei für Schützen nicht vereinbar
Der Heimatbegriff spielt nicht nur bei den Schützen eine wichtige Rolle. „Der Begriff der Heimatliebe wird durch die Rechten missbraucht“, warnte Bundesschützenmeister Emil Vogt, der kürzlich betont hatte, die Mitgliedschaft in der AfD und die Mitgliedschaft in einer Schützenbruderschaft seien nicht miteinander vereinbar. So lautete auch der Grundsatzbeschluss des Bundes. „Nächstenliebe ohne Ansehen der Person, Herkunft, Glaube, Geschlecht, sexuelle Orientierung, Hautfarbe sind unsere Werte.“ Die AfD hat zuletzt Schützenbruderschaften angeschrieben und dem Bund Parteilichkeit vorgeworfen. Scharrenbach sprach Vogt Mut zu und lobte dessen Rückgrat.
In der Messe im Münster hatte zuvor Monsignore Robert Kleine, Bundespräses der Schützenbruderschaften, betont: „Vielleicht sind gerade unsere Bruderschaften ein Ort, an dem Menschen, die neu zu uns kommen, spüren können, was Heimat bedeuten kann, in einer Gemeinschaft zu leben und getragen zu sein.“ Kleine warnte vor Hetze und Ausgrenzung, lobte mit Blick auf die AfD den Grundsatzbeschluss der Schützen und sagte: „Das Menschenbild, das diese Partei vertritt, widerspricht in so vielem Glaube, Sitte und Heimat.“ Oberbürgermeister Felix Heinrichs sagte: „Das Schützenwesen kommt daher, die eigene Freiheit zu verteidigen. Früher mit Waffen, und heute mit Worten und Taten.“
Bei der Podiumsdiskussion zum Thema „Was ist Heimat?“ sagte Europakönig Leo Niessen: „Die Schützen sind im Herzen alle gleich, da ist man überall in Europa zu Hause.“ Brauchtumsfreunde müssten als Brückenbauer Vorbilder sein für andere. Wilfried Jacobs, früherer Chef der AOK Rheinland/Hamburg, bekannte in der Runde, Heimat brauche die Pflege von Vereinen. „Und was Schützen an Heimatpflege leisten, ist weltmeisterlich.“ Dazu gehört aber auch Hilfe in der Not, wie Friedhelm Pauen von der Fluthilfe Korschenbroich und Christoph Kammers, Flutopfer Schleiden-Gemünd, eindrucksvoll schilderten. CDU-Politiker Günter Krings sagte, der Staat könne helfen, aber das menschliche Miteinander könne der Staat nicht bieten. Was passiert, wenn das Miteinander wie in den Lockdowns fehlt, schilderte Eva-Maria Skoda, Oberärztin der LVR-Klinik Essen: „In der sozialen Isolation haben psychische Erkrankungen stark zugenommen. Menschen brauchen vor allem andere Menschen.“
Beim Empfang für die rund 250 Schützen und Gäste sagte Präsident Rolf Königs: „Mönchengladbach ist unsere Heimat, aber das darf nie das Ende unseres Horizontes sein. Wir hätten Platz für 25 000 Schützen im Borussia-Park. Die Einladung für 2025 steht.“