Minto in Mönchengladbach Bienenvolk nistet sich in Auto ein
Gladbach · Gut 25 000 Tiere haben sich das Minto-Parkdeck als Landeplatz ausgesucht.
. Serkan Sirlibas hat nichts gegen Beifahrer im Auto. Aber 25 000 Bienen, das war ihm doch nicht ganz geheuer. Das Abenteuer hat ihn so bewegt, dass er nun gerne weitere Fotos von dem Naturschauspiel auf dem Parkdeck vom Minto hätte. Denn er selbst war nicht der Einzige, der Bilder davon gemacht hat.
Vor einem Monat hatte Serkan Sirlibas einen Anruf von seiner Freundin bekommen. Sie war mit seinem Wagen im Minto einkaufen gewesen und erzählte aufgeregt, dass sie nicht wegkomme, weil ein ganzer Bienenschwarm auf dem Auto sitze. Serkan Sirlibas aus Erkelenz fuhr gleich nach Mönchengladbach. „Ich dachte zuerst, da sitzen ein paar Tiere drauf, aber das komplette Heck wimmelte vor lauter Bienen“, berichtet der 28-Jährige. Die Imker sagten nachher, es seien bestimmt 25 000 bis 30 000 Tiere.
Etliche Bienen hatten sich einen Weg in den Inneraum gebahnt
Minto-Mitarbeiter hatten sofort Fachleute von den Vereinigten Bienenzuchtvereinen Mönchengladbach verständigt. Der Kontakt zu ihnen ist eng. Denn auf dem Shopping-Center-Dach stehen vier Bienenstöcke, in denen Minto-Honig produziert wird. „Aber es waren nicht unsere Bienen, die da ausgeschwärmt waren“, sagt Imkerin Margarete Peltzer. „Die kamen von woanders her.“ Sie und ihr Mann fingen die Tiere ein, zumindest einen Großteil davon.
„Ich sollte das Auto etwas versetzen, damit die Imker besser herankamen“, erzählt Serkan Sirlibas. Das sei schon ein komisches Gefühl gewesen, sich in den Wagen zu setzen. Denn etliche Tiere hatten sich den Weg in den Innenraum gebahnt. „Um mich herum war nur Gesumme“, sagt der Erkelenzer, „mein Adrenalinspiegel war am Anschlag“. Auch als der 28-Jährige den Wagen nach Hause fuhr, schwirrten um ihn herum noch viele Bienen. Die, so berichtet der Erkelenzer, seien aus allen Ritzen gekommen. „Es war ein heißer Tag, 28 Grad, aber ich hatte Handschuhe, Jacke, Mütze und Schal an, um mich zu schützen. Ich dachte, die Tiere könnten zustechen. Das haben sie aber nicht gemacht. Sie waren lammfromm.“
Zu Hause in Erkelenz angekommen, rief Serkan Sirlibas die nächsten Imker an. „In meinem Kofferraum saßen noch ungefähr 200 Bienen“, berichtet er. Auch die Mönchengladbacher Imker hatten einen Tag später einen neuen Einsatz. Die eingefangenen Bienen waren wieder ausgebüxt und hatten sich dieses Mal in den Motorraum eines Autos geflüchtet.
Warum die Bienen so verrückt auf Serkan Sirlibas’ Auto waren, konnte sich Margarete Peltzer zunächst nicht erklären. „Wir dachten zuerst, vielleicht ist es die Farbe.“ Aber dann stellte sich heraus, dass sich im Kofferraum des Fahrzeugs leere Dosen eines süßlichen Energie-Getränks befanden, das laut Werbung „Flügel verleiht“. Das passte. „Wahrscheinlich hatten die Bienen Hunger und fühlten sich von dem Geruch angezogen“, sagt Margarete Peltzer. Gefährlich seien Bienenschwärme nicht, versichert die Fachfrau. Dennoch sollte man sie nicht reizen und kein Parfüm auf sie sprühen.
„Das war schon eine verrückte Sache“, findet Center-Managerin Laura Schwarz. Sie hatte Serkan Sirlibas und seine Freundin mit kühlen Getränken versorgt. „Zuerst baten sie um eine Cola. Aber angesichts der hungrigen Bienen sind sie dann doch auf Wasser umgeschwenkt.“ Laura Schwarz hat es gefreut, dass die meisten Kunden, die eine Zeitlang nicht zu ihren Autos konnten, weil eine Parkzone wegen des Imker-Einsatzes gesperrt war, gar nicht böse waren, sondern vielmehr das Naturschauspiel bestaunten. Als solches sieht Serkan Sirlibas das Ereignis auch. Deshalb ist er auf der Suche nach weiteren Bildern. „So etwas erlebt man ja nicht oft.“