Wahlkampf in Mönchengladbach Wie die Parteien um Stimmen kämpfen
Mönchengladbach. · Drei Wochen vor der Europawahl intensivieren die Parteien den Wahlkampf.
Wer am Markttag seinen Lebensmitteleinkauf erledigt, kommt kaum an der Europawahl vorbei. Jedenfalls positionieren sich so gut wie alle relevanten Parteien mit Ständen dort, wo sie mit viel Publikum rechnen. Und dort sei das Interesse an der EU sehr groß, wie nahezu alle befragten Parteien versichern.
Dennoch interessieren sich traditionell wenig Bürger für den Wahlgang zum Europäischen Parlament, jedenfalls im Vergleich zu Bundestags-, Landtags- oder Kommunalwahlen. 2014 lag die Wahlbeteiligung in Mönchengladbach bei rund 43 Prozent – aber auch nur, weil gleichzeitig kommunal gewählt wurde. Wie aber versuchen die Parteien in der Stadt also, die Menschen zu mobilisieren?
Wahlkampf ohne Direktkandidat
Bei der Europawahl wird nur eine Partei gewählt, es gibt keine lokalen Direktkandidaten. Das macht es in der Ansprache komplizierter. „Die besondere Herausforderung ist es, die Wähler auch ohne einen Direktkandidaten dazu zu bewegen, wählen zu gehen“, sagt der CDU-Vorsitzende Günter Krings. Deshalb müsse man die Bürger immer wieder auf die Vorteile der EU hinweisen. Die SPD hat diesmal mehr auf Themenplakate statt auf Personen gesetzt. „Die Europawahl ist eben nicht so stark personalisiert“, teilte SPD-Wahlkampfleiterin Josephine Gauselmann mit. Als einzige Partei hat die FDP einen lokalen Kandidaten auf der Liste platziert: Alex Winkens aus Odenkirchen.
Wahlstände
Die SPD ist über ihre Ortsvereine an den Wochenenden in Rheydt und am Sonnenhausplatz, aber auch in den Stadtteilen unterwegs. Die Parteijugend will ein junges Publikum mit Nachtinfoständen in der Altstadt erreichen. Die CDU hatte bereits eine Wahlkampfveranstaltung mit jungem Publikum im Altstadt-Club „Graefen Clubbing“. Die Ortsverbände sind in jetzt in den Innenstädten und auf den Marktplätzen unterwegs. Die FDP ist neben Ständen an Märkten am 25. Mai bis Mitternacht mit einem Nachtstand am Alten Markt vertreten. Die Grünen bauen Wahlkampfstände überwiegend auf dem Rheydter Markt und am Sonnenhausplatz auf. Die Linke ist ebenfalls oft mit Wahlkampfständen in den Citys vertreten, ebenso die AfD.
Plakate
Da gibt es deutliche Unterschiede bei den Parteien. Die CDU hat rund 1000 Plakate aufgestellt. Die Mitglieder der SPD haben in der Stadt 1375 Plakate aufgehängt, verteilen 20 000 Flyer und 12 000 Wahlgeschenke. Außerdem stehen 35 Wesselmanntafeln an Ausfallstraßen. Die FDP hat 1100 Plakate an 550 Standorten, davon 600 Themenplakate und 500 Kandidatenplakate für Alex Winkens. Die Linke hat 600 Plakate an 300 Stellen platziert, bei Bundestags- und Landtagswahlen waren es sonst mehr als 1000 Plakate. „Die reduzierte Anzahl der Wahlplakate kompensieren wir durch Verteil-Aktionen unserer Europazeitung“, teilte die Linke mit. Die Grünen haben neben acht Großflächenplakaten 175 Standorte mit Dreickecks- oder Doppelständern. „Damit erreichen wir ungefähr die gleiche Anzahl wie beim letzten Bundestagswahlkampf“, schreibt Anita Parker. „Bei Kommunalwahlkämpfen ist die Zahl der Plakate deutlich größer.“ Die AfD nutzt beim Wahlkampf vor allem Infostände und Flyer. „Die Plakatierung hat bei uns einen geringeren Stellenwert, auch durch den rechtswidrigen Vandalismus gegen unsere Publikationen“, schreibt Corinna Bülow, Sprecherin des Kreisverbands. Es seien deutlich weniger Plakate als bei der letzten Bundestagswahl.
Budget
Die Union hat weniger Mittel zur Verfügung als bei der letzten Bundestagswahl. „Dies ist alleine dem Umstand geschuldet, dass es keinen Direktwahlkandidaten gibt und Leistungen zentral für die gesamte Region Niederrhein angeschafft wurden“, so die CDU. Bei der SPD werden die Kosten vom Bundesvorstand und vom Landesverband finanziert, insofern lägen noch keine Erkenntnisse vor. Der Wahlkampf sei komplett ehrenamtlich. Die FDP hat weniger Mittel eingeplant als bei der letzten Kommunalwahl, gleiches gilt für die Grünen, die für die Europawahl aber einen „fünfstelligen Betrag in die Hand“ nimmt. Die Linken bezeichnen die „ehrenamtliche Arbeitskraft unserer Mitglieder“ als kommunales Budget, die AfD machte keine Angaben zum Budget.