Mönchengladbach Propsteigarten wird aufgehübscht
Mönchengladbach. · Rund vier Jahrzehnte lang wurde der Garten sich selbst überlassen.
Propst Josef Kauff soll es geliebt haben, durch den Garten zu spazieren und dabei die Stundengebete in seinem Brevier zu lesen. So wird es heute noch erzählt. Das war allerdings in den frühen 1980er Jahren. Danach wucherte das Grundstück hinter der Propstei zu. Bis vor wenigen Tagen gab es in der ungezähmten Wildnis, die sich in aller Ruhe mehr als vier Jahrzehnte ausbreiten konnte, kein Durchkommen mehr. Der Weg, auf dem Propst Kauff seinerzeit lustwandelte, war schon lange überhaupt nicht mehr zu sehen. Innerhalb von nur zweieinhalb Tagen haben die Mitarbeiter des Gladbacher Garten- und Landschaftsbaubetriebs Neunkirchen mit Hilfe von Ehrenamtlichen der Kolpingfamilie und -jugend das Areal gerodet. Hinter dem markanten Haus an der Abteistraße 37 soll ein lebendiger Garten entstehen, in dem es munter summt, brummt, zwitschert und lieblich duftet.
„Als ich vor fünf Jahren nach Mönchengladbach kam und den Garten hinter der Propstei entdeckte, war mir gleich klar, dass man ihn unbedingt neu gestalten und nutzen sollte“, sagt Uwe Reindorf. Der Pastoralreferent der Pfarre St. Vitus ist für die Koordination der Arbeit der Citypastoral in der Stadt verantwortlich. Beim Bistum Aachen beantragte er einen Zuschuss – und bekam tatsächlich eine finanzielle Zuwendung aus Sondermitteln. Davon werden beispielsweise im Herbst Stauden angeschafft, die die Beete in bunte Blütenmeere verwandeln sollen. Naturnah und insektenfreundlich soll er zukünftig sein, dieser grüne Flecken mitten in der Stadt, der von der 200 Jahre alten Rotbuche optisch beherrscht wird. „Beim Roden wurde nach und nach der Weg wieder sichtbar, der einmal rund durch den Garten führte“, sagt Reindorf. Aber nicht nur den fanden die fleißigen Gärtner. Reste einer Grotte, in der womöglich einmal eine Marienstatue gestanden hat, tauchten auf. Ein kleiner runder Teich, in dem sicher schon lange kein Wasser mehr war, wurde entdeckt und soll wenn möglich reaktiviert werden.
Und dann lag unter all dem Grünzeug – „und leider auch ziemlich viel Müll“ (Uwe Reindorf) – ein schwarzer Grabstein. Darauf wird eines Pfarrers mit dem Namen Johannes Dritte gedacht, der am 28. März 1870 geboren, am 26. März 1898 zum Priester geweiht wurde und am 28. Januar 1952 starb. „Wie diese Platte hierher kam, ist völlig ungeklärt“, sagt er Pastoralreferent. „Sicher ist, dass Johannes Dritte in keiner Gladbacher Pfarre tätig war.“
Ein riesiger Container mit gerodetem Grünzeugs wurde entsorgt. Einige Äste und Zweige blieben und dienen nun am Ende des Gartens als Totholzhecke, in der sich Kleintiere wohlfühlen und ihren Winterschlaf halten können. Ein großer Haufen Laub liegt in der Mitte des Geländes. „Damit mulchen wir die Beete, wenn sie erst mal fertig bepflanzt sind“, sagt Reindorf. In einem sonnigen Beet sollen Rosen, Kräuter und Lavendel wachsen, in den anderen Stauden, Stauden, Stauden. Denn das ist das Ziel: In diesem Garten sollen sich Insekten und Kleintiere wohlfühlen.
Dazu werden auch zwei frisch angesiedelte Bienenvölker beitragen, die die Kolpingfamilie beisteuert.