Nach Karstadt-Rückzug in Mönchengladbach Händler schmieden Pläne für Zukunft der Rheydter City
Rheydt. · Leerstand, Rückzüge, Kriminalität: Die Geschäftsleute in Rheydt haben genug davon und sammeln Ideen, wie sie ihre Innenstadt neu positionieren können. Der erste Abend zeigt aber auch, dass das eine komplexe Aufgabe ist.
Im Ratskeller ist es heiß und eng. Und die Silberputztücher, die Juwelier Ralf Winkels den Ankömmlingen reicht, taugen nur bedingt zum Abtupfen von Schweißperlen auf der Stirn. Dass so viele kommen, das hätte er nun wirklich nicht erwartet, sagt Winkels. „Aber das zeigt, wie groß der Bedarf ist.“ An diesem Dienstagabend folgen etwa drei Dutzend Händler, Politiker, Bürger und Fachleute aus Rheydt Winkels Aufruf, um zu diskutieren, wie man ihre geplagte Innenstadt wieder zu neuer Blüte verhelfen kann.
Das Interesse ist riesig nach den zahlreichen Rückschlägen der vergangenen Monate und den Rückzügen von großen Ketten wie jüngst Karstadt. Die Ideen sprudeln an diesem Abend, aber vor allem aber auch die Kritik. Und zwar an der Stadt. „Die Werbe-Ordnung muss dringend überarbeitet werden“, schimpft etwa Peter Hesse vom Druckcenter 24. Kundenstopper müssten zugelassen, Vorschriften für Geschäftsbeschriftungen gelockert werden. „Und Gastronomen die Farbe der Stühle vorzuschreiben, ist arrogant.“
Das größte Problem für die Rheydter Innenstadt ist für viele aber nicht die Situation der Innenstadt selbst, sondern das Image. „Wie können wir Rheydter Händler uns besser präsentieren, um Leute nach Rheydt zum inhabergeführten Einzelhandel zu locken?“, will Ralf Winkels wissen. Oliver Dienst, Chef der Apotheken-Kette Maxmo hat dazu auch eine Idee: „Wir müssen Rheydt positionieren als emotional attraktiv und sicher.“
Wobei attraktiv vor allem auch für den Branchenmix stehen sollte. „Karstadt ist weg, aber wir sind da“, pflichtet ihm Astrid Schneider vom Kochshop bei. „Ich habe Kunden aus Grevenbroich, Heinsberg, Viersen, die alle zu mir kommen, weil sie bei mir nicht nur einen Kochtopf, sondern gleich auch ein Rezept dazu bekommen.“
Die Rheydter sind sich aber nicht in allem einig. Während die einen vorschlagen, es doch mal mit einer komplett autofreien Innenstadt zu versuchen, verlangen die anderen wiederum das genaue Gegenteil: „Kunden müssen vor dem Geschäft parken können. Sonst fahren sie woanders hin“, sagt Peter Hesse. „Je weniger die Innenstadt befahrbar ist, umso mehr Kunden bleiben aus“, pflichtet ihm Beeten bei.
Die einen lehnen es ab, sich an verkaufsoffenen Sonntagen künftig noch zu beteiligen, weil an diesen Tagen die Umsätze ohnehin ausblieben. Die anderen wiederum fordern aber genau das: „Ich mache an einem verkaufsoffenen Sonntag nicht mehr Umsatz als an einem Montag oder Dienstag“, sagt Astrid Schneider. „Aber das ist eine Riesenwerbung für Rheydt. Man kommt mit Leuten ins Gespräch, die als Kunden dann wiederkommen. Und das ist Gold wert.“
Für verkaufsoffene Sonntage ist das Citymanagement zuständig, und für dessen Vertreter an diesem Abend, Frank Beyer, ist es nicht besonders leicht, das Stimmungsbild zu deuten. „Wir haben ein großes Aufkommen von Kunden außerhalb Rheydts an Sonntagen. Wenn dann aber die Hälfte der Geschäfte geschlossen bleibt, dann ist das kontraproduktiv“, warnt Beyer.