Strategie bis zum Jahr 2038 Stadt plant Wohnungsbau-Offensive

Mönchengladbach. · Programm für Familien und Senioren sollen der Stadt bis 2038 einen Zuwachs der Bevölkerung um drei Prozent bringen.

Treppenhäuser ohne Aufzug sind nicht geeignet für Senioren, die auf einen Rollstuhl angewiesen sind. Es soll mehr altersgerecht gebaut werden.

Foto: dpa/Arno Burgi

Mönchengladbach soll wachsen – das haben sich Stadtverwaltung und die Koalition aus CDU und SPD auf die Fahne geschrieben. Da mehr Einwohner auch genug bedarfsgerechten Wohnraum brauchen, ist ein von der Stadt erstellter Wohnungsmarktbericht eine wichtige Handlungsgrundlage. Mit diesem Werk befasst sich am heutigen Dienstag der Bau- und Planungsausschuss des Rates. Als Strategie für die Entwicklung des Wohnungsbestands in Mönchengladbach bis zum Jahr 2038 favorisiert die Stadtverwaltung darin „Offensiven“ beim Wohnungsbau für Familien und Senioren. So könne die Einwohnerzahl auf 279 800 steigen.

Diese Prognose macht zumindest ein Gutachten der Bonner Empirica AG. Sie hat fünf Szenarien entworfen, wie sich die Bevölkerungszahl und -zusammensetzung in den nächsten zwei Jahrzehnten entwickeln könnten und welcher Bedarf an Wohnraum sich daraus jeweils ergäbe. Ein wichtiger Faktor in diesen Szenarien ist die Zahl der zuziehenden Ausländer. Umgekehrt hofft die Stadtverwaltung, die von ihr gewünschte Entwicklung der Bevölkerung herbeiführen zu können, indem sie auf ein entsprechendes Wohnungsangebot hinarbeitet. Denn Mönchengladbach, so ihre Vision, soll „nicht nur quantitativ, sondern auch qualitativ“ wachsen. Die „demografische und sozioökonomische Durchmischung“ soll „gefördert“
werden.

Bei Bevölkerungsschwund

Zwei der fünf Szenarien spielen Einwohnerverluste durch. Ziehen weniger Ausländer zu als bisher, verliert Mönchengladbach bis zu 1000 Einwohner pro Jahr. 2038 gäbe es nur noch 250 000 Einwohner – acht Prozent weniger als 2018. Bei einer hohen Zuwanderung von Ausländern würde die Einwohnerzahl nur um vier Prozent auf 259 800 sinken. In beiden Fällen wäre rein zahlenmäßig überhaupt kein Wohnungsneubau nötig, weil die durch Todesfälle frei werdenden Wohnungen rein rechnerisch ausreichen würden. Da aber nicht alle frei werdenden Wohnungen eine ausreichende Qualität haben, stünden doch einige leer, würde es einen – je nach Szenario unterschiedlich starken – Bedarf für neuen, besseren Wohnraum geben.

Bei Bevölkerungszuwachs

Bei sehr hohem Zuzug von Ausländern stiege die Zahl der Mönchengladbacher um zwei Prozent auf 274 800. Neubau von Ein- und Zweifamilienhäusern wäre laut Empirica nicht nötig, wohl aber der von rund 100 Geschosswohnungen pro Jahr. Ein weiteres Szenario geht ebenfalls von einem Zuwachs um zwei Prozent aus. Freilich durch eine „normative“, also „gewünschte Wohnungsbauoffensive“, mit dem Ziel, Familien aus Nachbarkommunen anzulocken. Sie soll, so hofft die Stadtverwaltung, zudem den Fortzug insbesondere von Mittelschichts-Familien stoppen. Das von der Verwaltung favorisierte Szenario ergänzt die Familienoffensive durch eine Offensive für Ältere, was einen Bevölkerungszuwachs um drei Prozent auf 279 800 Einwohner im Jahr 2038 bewirken soll. Und zwar bei einer „gleichmäßigen Altersstruktur“: Die Zahl der 25- bis 29-Jährigen soll dann genau so groß sein, wie die der 50- bis 55-Jährigen und der 70- bis 75-Jährigen.

Folgen für den Wohnungsbau

Nötig wäre beim Lieblingsmodell der Verwaltung der Neubau von etwa 6000 Wohnungen, etwa die Hälfte davon in Ein- und Zweifamilienhäusern. Wichtig wäre auch die Modernisierung des aktuellen Wohnungsbestands, ohne „qualitätsvollen Neubau“ ginge es aber nicht, so die Verwaltung. „Eine besondere Herausforderung“ sei die Versorgung von Haushalten mit geringem Einkommen. Dafür soll den städtischen Wohnungsbaugesellschaften „besondere Bedeutung“
zukommen.