Ordnungsamt rettet zwölf Welpen aus Privatzucht
Die Tiere aus der laut Behörde „schlecht organisierten Hobbyzucht“ warten im Tierheim auf neue Besitzer.
Noch sind sie klein und süß, doch schon in wenigen Monaten werden sie eine stattliche Größe erreicht haben. Die Hundewelpen wurden vor gut einem Monat vom Ordnungsamt beschlagnahmt und zusammen mit ihren Eltern ins Gladbacher Tierheim gebracht. Dort werden sie nun rund um die Uhr betreut und warten auf neue Herrchen und Frauchen.
Immer wieder muss das Ordnungsamt wegen nicht artgerechter Haltung von Hunden eingreifen. Laut Dirk Rütten, Pressesprecher der Stadt Mönchengladbach, holte das Ordnungsamt das Elternpaar und die zwölf Welpen am 21. April aus einer „schlecht organisierten Hobbyzucht“. „Insgesamt hatte die Halterin zwei Elternpaare mit über 20 Welpen zu Hause. Ein Elternpaar mit acht Welpen ließen die Ordnungshüter in der Obhut der Frau. Allerdings mit der Auflage, dass die Halterin sich dazu verpflichtet, die Welpen innerhalb von zwei Wochen zu vermitteln.“ Es habe zuvor bereits mehrfach Hinweise aus der Bevölkerung gegeben, dass die Tiere, die eine Schulterhöhe von bis zu 78 Zentimetern erreichen können, dort nicht artgerecht gehalten wurden.
Jasmin Pulver, Mitarbeiterin im Tierheim
„Ursprünglich wurden Kangals gezüchtet, um auf Vieh- und Schafherden aufzupassen“, erklärt Jasmin Pulver, Mitarbeiterin im Tierheim. Und damit sie sich auch Respekt verschaffen können, können sie ausgewachsen schon mal die Größe eines kleinen Kalbes erreichen. Die neuen Besitzer sollten daher vor allem eins haben: Kraft. „Am besten wäre es, wenn sie ein Zuhause finden, bei dem es einen Garten gibt, denn die Hunde brauchen Auslauf“, sagt Pulver.
Wie bei jedem Hund liegt laut einer Expertin auch bei den Kangals der Schlüssel in der Erziehung. „Man muss schon eine souveräne Führung an den Tag legen und dem Hund früh seine Grenzen aufzeigen“, sagt Hundetrainerin Nina Voss. Das liege besonders darin begründet, dass Kangals als eigenständig entscheidende Wachhunde gezüchtet wurden. „Sie sollten aber nicht selbst entscheiden, denn macht es der Mensch nicht, entscheidet der Hund“, sagt sie. Zukünftigen Herrchen rät sie daher, sich vorab Fachlektüre durchzulesen und auch ein Hundetraining zu absolvieren. „Wie lange das dann dauert, ist besonders vom Halter abhängig. Manche kommen über ein Jahr zu mir, andere benötigen nur wenige Stunden“, sagt Voss. Klar sei aber trotzdem: Kangals sind nichts für Menschen, die noch zuvor nie einen Hund hatten.
Der Vater der zwölf Wollknäuel, Rüde Tosun, bringt stattliche 80 Kilo auf die Waage und hat fast immer Appetit. „Ausgewachsen fressen Kangals etwa ein Kilo Fleisch am Tag“, sagt Jasmin Pulver. Bei den Welpen sei der Hunger noch etwas gedämpfter, sie bekommen derzeit noch spezielle Welpennahrung.
Wen die Größe nicht abschreckt und Zeit für die Erziehung der Welpen investieren möchte, der kann sich beim Tierheim melden. „In etwa zwei Wochen wollen wir die Hunde abgeben“, sagt Pulver. Für Kinder seien die Tiere kein Problem, denn Kangals, die ein stattliches Alter von zwölf Jahren erreichen können, sind bei richtiger Erziehung gute Familienhunde, die gleichzeitig noch wachsam auf das Zuhause aufpassen.