Polizei entdeckt Cannabisplantage
Ein Anwohner hatte sich telefonisch über den „seltsamen Geruch“ beschwert.
Es war ein Zufallsfund. Bis gestern hätten wohl die wenigsten vermutet, dass mitten in der Rheydter Innenstadt Marihuana im großen Stil angebaut wird. An der Limitenstraße fand die Polizei eine Plantage mit 700 Pflanzen — verteilt auf zwei Etagen und mehrere Räumen. Für ein gutes Gedeihen sorgten Lampen und angelegte Lüftungsschächte. Bewässert wurde die Plantage manuell. Gestern sollten die sechs Wochen alten Pflanzen abgeerntet werden. „Durch das Abschneiden ist der starke Geruch entstanden“, sagt Polizeisprecher Wolfgang Röthgens.
Einem Anwohner war der Duft seltsam vorgekommen. Er beschwerte sich kurz nach 11 Uhr bei der Polizei. Die ahnte sofort, was sich da hinter den Mauern eines Anbaus verbergen könnte, holte sich einen Durchsuchungsbeschluss und stieß nicht nur auf die Cannabispflanzen, sondern auch auf fünf Verdächtige. Vier Deutsche und ein Niederländer wurden festgenommen und in Polizeigewahrsam gebracht. Einer der Männer, die im Alter von 18 bis 53 Jahren sind, wurde bereits per Haftbefehl gesucht. Die Polizei stellte Beweismittel sicher.
Anwohner und Passanten wunderten sich gestern über das große Polizeiaufgebot an der Limitenstraße. Als sie die Festnahme der Männer sahen, vermuteten einige, dass „Bombenbastler“ der Polizei ins Netz gegangen seien. Doch nachdem eine Sperrholzwand zur Haschisch-Plantage eingerissen wurde, um die Pflanzen aus dem Anbau zu holen, war die Sache klar. Zum Abtransport der Marihuanapflanzen, die laut Experten einen Verkaufswert von 200 000 Euro haben, war ein 7,5-Tonner nötig.
Wolfgang Röthgens, Polizeisprecher
Bereits 2011 war die Polizei in Rheydt auf eine Marihuana-Plantage mit 500 Pflanzen gestoßen. Die wuchsen in einer Wohnung eines Mehrfamilienhauses an der Nordstraße. In diesem Fall hatte ein Wasserschaden die Polizei auf die Spur gebracht. Die Vermieterin hatte sich gemeldet, weil sie im ersten Obergeschoss einen Rohrbruch vermutete, der Mieter aber angeblich nicht da war. Es stellte sich heraus, dass die defekte Bewässerungsanlage der Cannabis-Plantage zu dem Wasserschaden geführt hatte.
Dass in Innenstädten Marihuana professionell angebaut wird, sei sehr selten, sagt Röthgens. Meistens wählten die Täter dafür abgelegene Randlagen.
Folgende Haschisch-Plantagen-Funde gab es in Mönchengladbach: 2010 wurde ein Cannabis-Feld in Herrath gefunden, 2009 stießen Polizisten auf mehrere 100 Cannabispflanzen in einem Mehrfamilienhaus in Hardterbroich. Auch hier war das Stromnetz illegal angezapft worden. Für die Bewirtschaftung dieser Cannabis-Plantage hätte der Betreiber normalerweise eine monatliche Stromrechnung von 10 000 Euro bekommen, erklärte die Polizei damals — die professionelle Aufzucht von Cannabis kostet viel Energie. Im Jahr 2007 fiel ein Rentnerehepaar aus Venn auf, das ein 730 Pflanzen großes Marihuana-Feld pflegte. Kurz zuvor war eine Haschisch-Plantage in einer Hinterhofwerkstatt in Hermges aufgeflogen.
Im aktuellen Fall geht die Polizei davon aus, dass an der Limitenstraße gerade die erste Ernte zum Verkauf fertiggemacht werden sollte. „Ein Glücksgriff, dass wir rechtzeitig einschreiten konnten“, sagt Röthgens.
Und noch ein Erfolg in der Bekämpfung des Drogenhandels konnte gestern verbucht werden. Der Bundespolizei ist ein 23-jähriger Mönchengladbacher ins Netz gegangen, der Marihuana im Wert von 15 000 Euro bei sich hatte. Der Mann war nach seiner Einreise aus den Niederlanden über den Grenzübergang in Elmpt auf der Autobahn 52 überprüft worden. Bei der anschließenden Fahrzeugkontrolle fanden die Beamten im Kofferraum eine Reisetasche mit insgesamt 1,55 Kilogramm Drogen. Der gefasste Schmuggler befindet sich jetzt in Untersuchungshaft.