Premiere: Gänsehaut mit Johnny Cash

In „The Beast in Me“ im Theater im Nordpark schlüpft Bariton Joachim Henschke wunderbar in die Rolle des rebellischen Countrystars.

Mönchengladbach. Am Ende hätte man sich mehr Musik gewünscht? Auf jeden Fall. Im Theater im Nordpark zeigte das Stadttheater jetzt seine Studioproduktion "Johnny Cash -The Beast in Me", in der Joachim Henschke in die Rolle des rebellischen Countrystars schlüpft.

Eine lose Folge von Songs wird verknüpft mit autobiographischer Erzählung und kurzen Spielszenen, das musikalische Portrait von James Edward Lyons hat Mathias Kniesbeck inszeniert.

Am Anfang präsentiert sich Henschke mit seinem kahlen Schädel. Man hat sich nicht die ja auch überflüssige Mühe gemacht, den Schauspieler mittels Maske in ein Cash-Double zu verwandeln.

Am Ende kommt dann doch noch eine Perücke zum Einsatz - unnötig. Natürlich trägt Henschke schwarze Kleidung, so viel optische Annäherung an den "Man in Black" darf schon sein.

Eine vergammelte Tankstelle im Nirgendwo und vor dräuendem Himmel ist das etwas klischeehafte Bühnenbild (Ausstattung: Janine Hoffmann) für den Auftritt dieser amerikanischen Legende, deren Leben man sprunghaft und fragmentarisch Revue passieren lässt.

Den musikalischen Auftakt macht "Hurt", ein Song aus den berühmten letzten Aufnahmen, den "American Recordings", mit denen Cash nur wenige Jahre vor seinem Tod noch einmal ein Comeback gelang. Und wie Henschke da seinem Bariton die zwar brüchige, aber nicht gebrochene Stärke entlockt, die man von diesen Aufnahmen kennt, das beschert einem schon eine Gänsehaut.

Leider unterbricht das Stück die Songs oft für Erzähltexte, nur wenige Lieder werden nicht unterbrochen. Schade. Eine arbeitsreiche Jugend auf den Feldern von Arkansas, die erste Verpflichtung durch Plattenboss Sam Philipps, die Drogenabhängigkeit - Höhen und Tiefen werden weder erschöpfend noch wirklich hinreichend thematisiert.

Wird die Erzählung durch Dialoge allerdings in dramatische Form gebracht, dann wird die Behäbigkeit jenseits der Songs gelungen durchbrochen. Esther Keil spielt Cashs Mutter und seine zweite Ehefrau June Carter. Sie bringt Leben auf die Bühne und überzeugt auch in gesungenen Duetten.

Auch Tobias Wessler hätte man vielleicht öfter als Dialogpartner nutzen können, vielleicht gibt das die Textvorlage aber auch nicht her. So dient Wessler oft als Unterstützung für die Musiker Olaf Scherf und Willi Haselbek. Haselbek hat die Songs ansprechend arrangiert. Am Ende stehende Ovationen des Publikums, die vielleicht am meisten Henschkes Gesang und der Musik galten.