Priester aus Damaskus zu Gast im Gladbacher Rathaus
Die Verständigung bei den Sozialethischen Gesprächen war kein Problem: Georges Aboud spricht fließend Deutsch.
Sein flüssiges Deutsch hat der aus dem Libanon stammende Georges Aboud, gestern zu Gast bei den Sozialethischen Gesprächen im Rathaus, in Rom gelernt. „In den Semesterferien meines Theologiestudiums habe ich mehrfach Deutschkurse am Goethe-Institut in Rom besucht“, berichtet der 48-jährige Priester der melkitisch-katholischen Pfarrgemeinde St. Cyrill in Damaskus. Von „Angst und Hoffnung“ in seinem vom Bürgerkrieg heimgesuchten Land Syrien berichtete der Referent, der mit Prof. Peter Schallenberg, dem Direktor der veranstaltenden Katholischen Sozialwissenschaftlichen Zentralstelle, befreundet ist.
Zum Thema Angst: Aboud zeigte Bilder von Mörsergranaten, die auf dem Dach seiner Pfarrei und der Kirche St. Cyrill eingeschlagen waren. Er erinnerte daran, dass besonders Christen Opfer der fanatischen Verfolgung von Truppen des IS geworden sind: „Viele starben den Märtyrertod, wurden gekreuzigt oder abgeschlachtet“, berichtete der Geistliche. Bereits 2012 habe eine nur 200 Meter von der Kirche entfernt explodierende Autobombe die Fenster des griechisch-katholischen Gotteshauses zerstört. Etliche Gemeindemitglieder seien von Islamisten entführt worden.
Aber Georges Aboud widmete auch dem Thema Hoffnung starke, ermutigende Bilder: Zu sehen waren Fotos einer Osterprozession im vergangenen Jahr, feiernde Christen auf den Straßen rund um die Gemeinde, die etwa 15.000 Gläubige zählt. Weitere Bilder von jugendlichen Pfadfindern und Kindern, die im Pfarrheim an einem Kochkurs teilnehmen. Die Sehnsucht nach ihrer Heimat verlasse, so Aboud, auch die aus Syrien flüchtenden Christen nicht. In Damaskus befindet sich das Grab Johannes des Täufers, und eine Mauer erinnert daran, dass hier der Apostel Paulus sein Bekehrungserlebnis erfuhr. „Syrien ist die Heimat des Christentums“, hob Pater Aboud hervor.
Unter diesem Aspekt sei auch die Aufforderung des Patriarchen von Damaskus, Gregorios III., zu verstehen, dass „die Christen in Syrien bleiben“ sollten. „Die Leute haben das Recht, ihre Familien in Sicherheit zu bringen“, räumte der Gast ein, „aber unsere Kirche vertritt die Haltung, dass die Menschen in Syrien gebraucht werden.“
Auf die aus dem Plenum an ihn gerichtete Frage, ob Christen in Syrien einen wesentlichen Beitrag zur Opposition gegen Präsident Assad erbringen, antwortete Georges Aboud ausweichend: „Ich bin kein Politiker, der sagen könnte, dass die Christen auf der Seite der Opposition arbeiten sollten.“ Mit einer nach Deutung verlangenden offenen Schlussbemerkung beendete Aboud seinen Vortrag: „Es muss endlich Frieden geben — sonst werden die Muslime in Europa immer mehr zu Feinden werden.“