Projekt zur Müllentsorgung soll für mehr Sauberkeit sorgen

Im Hof eines Mehrfamilienhauses steht ein ganz spezieller Container.

Foto: Detlef Ilgner

Mönchengladbach hat sich auf die Fahne geschrieben, die sauberste Großstadt Nordrhein-Westfalens zu werden. Doch eine Stadt besteht nicht nur aus öffentlichem Raum. Auch auf Privatgrundstücken gilt die schmutzige Faustregel: Wo es ohnehin schon dreckig ist, gesellt sich schnell weiterer Unrat dazu. Insbesondere dort, wo viele Menschen leben oder vorbeikommen — etwa in Hochhäusern. Und wenn es dann noch windig ist und die gelben Säcke auf die Straße wehen...

Mehrfamilienhaus an der Pescher Straße 94 gehören diese Szenarien seit Kurzem der Vergangenheit an. Möglich macht es Deutschlands erster „Müllkiosk“, ein innovatives Konzept zweier Mönchengladbacher Unternehmer: Dieter Langen, Inhaber von DLL Dr. Dieter Langen Liegenschaften, und Hanns Menzel, Geschäftsführender Gesellschafter der Paul Wolff GmbH. Ersterem gehört das Objekt, Zweiterer ist mit seinem Unternehmen Marktführer bei der Produktion von Betonschränken für Abfalltonnen.

Ihre Idee: Eine im Gladbacher Paul-Wolff-Werk hergestellte Containerbox wurde so umgebaut, dass sie in die Wand einer Garage integriert werden konnte. Sichtbar sind von außen lediglich blau lackierte Edelstahlblenden mit jeweils zwei Einwurfklappen für Restmüll und Wertstoffe. Zu öffnen sind sie nur für die Mieter, mit denselben Schlüsseln, die auch die Schließanlage des Hauses bedienen. Im Inneren der umgenutzten Garage verbergen sich dann zwei 1100-Liter-Tonnen, die die Einzeltonnen der 21 Mietparteien ersetzen. Klappe aufschließen, anheben, Beutel reinwerfen — fertig. „Genau das ist das Prinzip eines Kiosks“, sagt Langen. „Auf dem Weg zur Arbeit oder in die Freizeit entledigen sich Mieter schnell, sauber und geordnet ihres Mülls“ — Stichwort „soziale Kontrolle“.

Revolutionär neu ist die Idee des „Müllkiosks“ nicht — ähnliches gibt es etwa schon in Frankreich. „Aber wir haben auf pfiffige Weise zwei Gewerke miteinander kombiniert“, sagt Menzel, der mit dem Konzept alsbald in Serie gehen möchte. „Vor allem, wenn man es schon in der Planungsphase eines Neubaus berücksichtigt.“ So kostete der Umbau im Bestand nun knapp 10 000 Euro, die sich für Langen auch so schnell nicht amortisieren werden. „Aber wir sind beide bei Clean-up aktiv und wollen aktiv etwas für die Sauberkeit in der Stadt tun“, sagt er. Und ein sozialer Wohnungsbau wie der an der Pescher Straße ist zudem einfach attraktiver und vermietbarer, sobald er in sechs Jahren aus der Bindung herausgeht, wenn weder „Müll-Möblierung“ noch „Müll-Fehlwürfe“ das Blickfeld stören.

Die Vorteile liegen auf der Hand: Die Mieter, für die die Umstellung kostenneutral war, müssen sich nicht mehr in einen dunklen Müllraum tasten und ihre Tonne unter 20 anderen ausfindig machen. „Und der Hausmeister muss nicht länger zwei Stunden in der Woche aufwenden, um den Müllraum hinterher sauber zu machen“, sagt Objektmanagerin Monika Noever. Stattdessen rollt er, wenn die Müllabfuhr kommt, die zwei Container an die Straße. In Kürze soll ein zweiter „Müllkiosk“ an der Roermonder Straße starten.