Rheydter wollen Urnen-Kirche
Pfarrer Klaus Hurtz will sich das Verbot aus Aachen nicht bieten lassen.
Mönchengladbach. „Die Kirche als Grabstätte ist populär“, sagt Thomas Arndt. Er gehört zu den Befürwortern der Grabeskirche St. Matthias in Günhoven. Obwohl noch nicht mit Nischen und Stelen ausgestattet, gab es hier gerade bereits die erste Beisetzung.
Es wird nicht die letzte sein bis zur Fertigstellung der ersten Urnen-Bereiche zum Jahresende. Bis dahin stehen die sterblichen Überreste „würdig in einer Kirchenecke“, sagt Arndt.
Während die Günhovener für ihr Projekt den Segen des Bistums bekamen, verweigert Aachen den Rheydtern die gleiche Umwidmung von St. Josef an der Keplerstraße. Pfarrer Klaus Hurtz ärgert das.
Er sagt: „Die Rheydter gehen nicht nach Günhoven.“ Der als Juppekerk bekannte Sakralbau sei ein anderes Kalber als St. Matthias und ideal als Stätte der letzten Ruhe. Hurtz: „Wir kämpfen um die Grabeskirche in St. Josef und verfolgen das Projekt weiter.“
Geleitet werden die Rheydter von ganz irdischen Dingen. St. Josef ist auf Dauer nicht zu halten. Die Fassade bröckelt, muss saniert werden. Hurtz schätzt die Kosten auf 1 bis 2,5 Millionen Euro. Derzeit wird der Turm saniert, dann sei kein Geld mehr da. Sollte Aachen die Grabeskirche St. Josef weiter verbieten, müsse sie auf Dauer geschlossen werden.
Das will Hurtz verhindern. Er und seine Gläubigenschar haben sich vom Gladbacher Architekten Burkhard Schrammen erste Zeichnungen machen lassen: Im Gotteshaus könnte es 3000 Urnen-Plätze geben. Mit dem Geld aus Urnen-Verkauf und -Vermietung würde St. Josef auch baulich gerettet.
Günhoven plant nach den Skizzen von Willi Theelen zunächst 600 Plätze in freistehenden Stelen und Grabwänden. Die Umgestaltung soll rund 450 000 Euro kosten. Baubeginn wäre im Sommer, sagt Thomas Arndt.
Bis zu 1800 Plätze werde St. Matthias bieten. Erst, wenn 100 bis 150 Gräber zu 2850 bis 6200 Euro vergeben sind, will man an der Stadtwaldstraße 323 starten. Die 1952 geweihte Kirche soll auch künftig offen sein, etwa für Schul-Gottesdienste.
Fast 400 Beisetzungen gab es bisher in St. Elisabeth Eicken, Gladbachs erster Grabeskirche. Bis Ende 2012 werde der Friedhof auf eine Kapazität von 2000 Zonen erhöht.
Maximal sind 2500 vorgesehen, sagt Geschäftsführer Frank Cremers. „Bei uns sind wöchentlich fünf Bestattungen.“ Und die Zahl derer, die sich zu Lebzeiten einen Urnenplatz sichern, steige ständig.
Häufigster Beweggrund: „Ich will meinen Angehörigen die Grabpflege ersparen.“ St. Elisabeth, die Grabeskirche, wurde Ende 2009 eröffnet — ebenfalls nach Vorschlägen von Schrammen.
Ob Elisabeth, Matthias oder Josef — wegen sinkender Kirchenbesucher und hoher Betriebskosten sind sie nicht zu halten. Es sei denn, sie wurden bzw. werden Grabeskirchen.