Schnelles Ende für den Vogel
Jörg Pauen ist neuer Bezirkskönig. 2500 Schützen ziehen durch die Stadt.
Mönchengladbach. Glockenspiele, Trommeln und Pauken warten verwaist am Rande des Geschehens. Die Musiker der Vereinigten Spielleute Giesenkirchen haben ihre Instrumente vorübergehend abgestellt, um sich nach ihrem Einsatz in der heißen Spätsommersonne ein kühles Getränk zu gönnen.
Auch die Mitglieder des Trommlercorps Hockstein erholen sich im Schatten: „Jetzt im Garten zu sitzen wäre schön“, findet eine Querflötenspielerin. Ihre Musikgruppe hat gerade mit den anderen Spielmannszügen den Aufmarsch der Majestäten am Maria Hilf und die Parade der rund 39 mit Kleinodien und Amtsketten geschmückten Bruderschaftskönige zum Kapuzinerplatz musikalisch begleitet.
„Bis der Vogel fällt“, sind die Hocksteiner an diesem Festsamstag mit dabei. „Die Vereine wechseln sich mit dem Spielen ab“, erzählt die junge Dame an der Querflöte. Die Mitglieder des Männergesangsvereins Holt haben noch frei: „Ich genieße das schöne Fest. Morgen gestalten wir schon zum dritten Mal die Krönungsmesse in der Münsterkirche mit“, erzählt ein Chormitglied.
Markus Fondermann macht die Sonne beim Stadtschützenfest nichts aus: „Das Wetter kann es uns doch nie recht machen“, findet der Bezirksjugendschütze. Er wartet an der Absperrung zum Schießstand und sorgt dafür, dass beim Bezirkskönigsschießen alles gut funktioniert: „Es soll keiner versehentlich von einer Kugel getroffen werden.“
Acht amtierende Schützenkönige kämpfen um den Titel des Bezirkskönigs. Ralf Jüngermann hat beim Ehrenscheibenschießen gewonnen, jetzt hängt der vom Volksverein gefertigte Vogel und wartet mit gesenktem Schnabel ergeben auf die Treffer der Majestäten. Ein wenig wehmütig schaut der scheidende Bezirkskönig Michael Keinath zu: „Es war eine superschöne Zeit. Das Schönste war die Unterstützung aller Minister an meiner Seite“, erinnert sich der Vorjahressieger an seine zurückliegende Regentschaft.
„Der Vogel lässt Späne“, kommentiert Bezirksbrudermeister Horst Thoren. Der Adler aus Fichtenholz wackelt, aber er hält. Manfred Könes, Schützenkönig aus Giesenkirchen, wischt sich mit dem Taschentuch den Schweiß von der Stirn.
Trotz der Hitze eine Uniform zu tragen ist für ihn ebenso Pflicht wie für Heinz-Josef Katz. „Als Husar weiß man, was auf einen zukommt“, sagt der Kommandeur des Stadtschützenfests und lockert verstohlen ein wenig den Kragen seiner Uniform. „Außerdem muss man dran glauben, dann ist es nicht warm“, sagt der Husar und lächelt.
Gerade macht sich der nächste Schütze bereit zum Schuss, es wäre der 58., da fällt der Adler zu Boden. Der Titel des Bezirkskönigs geht an den Vorgänger am Kleinkalibergewehr: „Ich bin superglücklich“, sagt Jörg Pauen. Der Kleinenbroicher blickt strahlend in die Runde. „Ein echter Überraschungssieger“, jubiliert Horst Thoren.
Der Elektrotechniker (39) regiert mit Ehefrau Claudia. Paul Schieren und Markus Effertz, Schützenkönige in Lürrip und Speick, sind Minister.
Die Zuschauer diskutieren über das schnelle Ende des Vogelschießens. Für die Musiker des Trommlercorps Hockstein ist bald Feierabend: „Wir warten nur noch auf die Zustimmung, dann geht es ab in den Garten“, so eine Querflötenspielerin.
Für die meisten Schützen geht es jetzt erst richtig los. Am Sonntagnachmittag setzt sich der Festzug mit 2500 Schützen und Musikanten vom Rathaus Abtei aus in Bewegung. Zu Ehren des neuen Königs gibt es eine Parade am Alten Markt. 40 000 Besucher kamen in die Mönchengladbacher Innenstadt.