Senioren: Graue Wohnungsnot bis 2025?
Bauverbände malen ein Horrorszenario für die Wohnsituation von Senioren.
Mönchengladbach. Bis 2025 müssen in Mönchengladbach nach einer Studie von Bau- und Immobilienverbänden noch 6340 Senioren-Wohnungen geschaffen werden. Nach Einschätzung der Verbände droht eine "graue Wohnungsnot". Senioren hätten schlechte Chancen, in den eigenen vier Wänden alt zu werden.
Das ist ein Horroszenario, das die Stadtplaner in Mönchengladbach so nicht bestätigen können. "Unsere Zahlen sehen deutlich anders aus", sagt Stadtplaner Torsten Stamm. Bis 2025 kommt die Verwaltung bei ihrer Berechnung auf 4950 Wohnungen.
"Und unsere Gruppe ist sogar größer, bei uns sind es die 60- bis 80-Jährigen", betont Stamm. Die Verbände hatten die Gruppe der über 70-Jährigen betrachtet.
Eine "graue Wohnungsnot" ist nach Einschätzung der städtischen Experten nicht zu erwarten. "Es ist richtig, dass die Zahl der älteren Menschen weiter steigen wird, und es ergeben sich veränderte Wohnungsbedarfe", sagt Stamm. "Wir als Stadt müssen aber nicht ins Blaue hinein Bauflächen schaffen."
Seit dem Frühjahr wird zusammen mit den städtischen Fachbereichen für Soziales und Wohnen, für Altenhilfe und für Statistik an einer Bedarfs- und Nachfrage-Prognose fürs Wohnungswesen insgesamt gearbeitet. In einem nächsten Schritt sollen dann Vertreter der Wohnungsbaugesellschaften und Makler mit am Tisch sitzen.
Bis zum Ende des Jahres sollen die Zahlen für Mönchengladbach vorliegen, die Arbeit wird vom Inwis-Institut aus Bochum fachlich begleitet. Das im Auftrag der Politik erstellte "Handlungsprogramm Wohnen" soll dann ab 2011 mit Hilfe dieser Daten erarbeitet werden.
Die Ergebnisse der Gutachter sind zwar noch nicht komplett. Klar ist aber, dass sich das Thema seniorengerechter Wohnung nicht allein über die insgesamt sinkende Zahl der Einwohner in Gladbach regulieren wird. "Einwohner mieten keine Wohnungen, Haushalte mieten Wohnungen", fasst Stamm das Problem zusammen.
Und obwohl es u.a. wegen sinkender Geburtenzahlen immer weniger Mönchengladbacher gibt, kann die Nachfrage nach Wohnungen trotzdem steigen. Denn gleichzeitig nimmt seit Jahren die Zahl der Single-Haushalte zu.
Für Stadtplaner Stamm ist neben den Zahlen aber vor allem die Lage seniorengerechter Wohnung entscheidend. "Der Trend geht zurück zum Wohnen in der Stadt, weg vom Haus im Grünen. Das heißt, mehr Wohnfläche auf dem Land ist nicht nötig."
Das ist dem Stadtplaner mehr als recht. In der Stadt seien genug freie Flächen. Und so kann der lange befürchteten Verödung in Innenstädten entgegengewirkt werden.