Sozialarbeiter: Politik will Stellen entfristen
Die Entscheidung im Rat soll ein Signal setzen, damit die Kräfte dauerhaft in der Stadt bleiben.
Wer sich mit Lehrern unterhält, ist mitunter fassungslos, wie brüchig das System Schule ist. Oft sind die Ursachen für die Probleme der Kinder bei den Eltern zu suchen, die überfordert sind. Es wird versucht, der Situation die Brisanz zu nehmen und Jugendhilfe schon in der Schule beginnen zu lassen. Seit 2011 arbeiten deshalb Sozialarbeiter an Gladbacher Schulen: 18 Fachkräfte kümmern sich um Kinder, wirken in die Familien hinein, vermitteln Hilfs- und Förderangebote. 2017 führten sie knapp 9900 Beratungsgespräche mit Eltern, führten Streitschlichter-Programme mit Kindern, vermittelten Sozialkompetenz.
Das Problem: Die Finanzierung ihrer Stellen steht seit Jahren auf der Kippe, weil sie von Zuschüssen abhängig ist. Zunächst zahlte der Bund, später das Land. Zwar hat NRW-Sozialminister Karl-Josef Laumann (CDU) am Mittwoch einen Zuschuss für 2019 und eine Finanzierung bis 2022 in Aussicht gestellt. Aber immer schwebt das Damoklesschwert über der Stadt, die die Gesamtkosten von deutlich mehr als 850 000 Euro — davon kommen rund 620 000 Euro vom Land — auch alleine stemmen muss, sollte die Förderung ausbleiben.
Aus diesem Grund sind die Stellen für die 18 Schulsozialarbeiter nur befristet. Allerdings sind Sozialarbeiter und -pädagogen rar auf dem Arbeitsmarkt. Kommunen und Träger rangeln um sie — und bieten Stellen an, die nicht befristet sind. Deshalb kündigen Schulsozialarbeiter hier, wenn sie anderswo einen unbefristeten Job bekommen. „Diese häufigen Wechsel sind nachteilig, weil so keine dauerhafte Bindung zwischen den Schulen, den betreuten Kindern und ihrem Umfeld hergestellt werden kann“, sagte der jugendpolitische Sprecher der Grünen, Gerd Brenner.
Deshalb legten CDU und SPD am Mittwoch im Rat einen Antrag vor, die Stellen zu entfristen. Die Fraktionen von Grünen, FDP und Linken stimmten zu. „Dieser Beschluss ist ein Befreiungsschlag. So verhindern wir, dass uns die Fachkräfte weglaufen“, erklärt SPD-Schulpolitikerin Monika Schuster.
„Wesentlicher Bestandteil erfolgreicher Präventionsangebote ist, dass zwischen Eltern, Schülern und den Schulsozialarbeitern eine Vertrauensbasis entsteht, die aufgebaut und erhalten werden muss. Deshalb ist es wichtig, dass wir die Arbeitsverträge entfristen“, erklärte Markus Spinnen, schulpolitischer Sprecher der CDU. Seine Partei will das Präventionsnetz künftig noch enger knüpfen, damit zukünftig weniger Familien der Hilfe des Jugendamtes bedürfen. Auch das kann langfristig Geld einsparen.
Die Grünen, die für die Ratssitzung einen eigenen Antrag hatten, schlossen sich CDU und SPD an. „Ein guter Tag“, sagte Fraktionsvorsitzender Karl Sasserath nach der Sitzung..