St. Kamillus Kirche: Mehr als eine viereckige, steinerne Hülle
Die Kirche wird bald als Urnenhalle genutzt und bedient damit einen gesellschaftlichen Trend.
Mönchengladbach. Die Kirche St. Kamillus in Dahl wird am 17. August entweiht. Danach soll aus dem Gebäude eine Grabeskirche, ein sogenanntes Kolumbarium, werden (die WZ berichtete). Sie wäre bereits die vierte nach St. Elisabeth in Eicken, St. Matthias in Grünhoven und St. Josef in Rheydt. Dort laufen aktuell Gespräche zwischen Borussia und dem Rheydter Pfarrer Klaus Hurtz, dass dort Urnenplätze für Borussia-Fans angeboten werden.
Die Entscheidung im Fall St. Kamillus kam für viele überraschend — wie für Ulrich Clancett, Regionaldekan der Region Mönchengladbach. „Was nun mit der Kirche passiert, liegt nicht mehr in unseren Händen“, sagt Clancett im WZ-Gespräch. Da das Objekt an den privaten Investor Jessen Baugesellschaft verkauft wurde, hat die Kirche keinen Einfluss mehr. Der Regionaldekan sei gespannt, was nun mit dem historischen Bau passiere. Die Baugesellschaft wollte auf telefonische Nachfrage keine konkrete Auskunft dazu geben.
„Die neuen Eigentümer müssen die entsprechenden Genehmigungsverfahren einholen“, sagt Clancett. Und das könne zu Problemen führen. „Die Kirche St. Kamillus ist eine Besonderheit, weil sie unter Denkmalschutz steht.
Das Bauordnungsamt Mönchengladbach habe die Genehmigung für die Umbaumaßnahmen bereits erteilt, sagte Pressesprecher Dirk Rütten. Dass mit St. Kamillus die nächste Grabeskirche in Mönchengladbach entsteht, sei eine Folge der Nachfrage. „Der Wunsch der Menschen, nach dem Tod verbrannt zu werden, nimmt zu“, sagt Clancett.
Er kenne das aus Gesprächen mit älteren Menschen, die sich fragen, wer sich um ihr Grab kümmert. „Es gibt viele kinderlose Ehen, auch die Anzahl an Single-Haushalten nimmt zu.“ Zudem sei so ein Urnenbegräbnis günstiger als ein klassisches Begräbnis. In Spanien und Italien sei die Urnenbestattung längst die Regel. Was nun mit den ganzen Friedhofsflächen passiert, ist im Zuge der veränderten Bestattungskultur noch unklar. Die Stadt als größter Friedhofsträger müsse sich, so Clancett, Gedanken machen, wie der Platz genutzt werden könne. „Die Friedhöfe werden langfristig nicht mehr gebraucht“, sagt er.