Stadt hält Ausschau nach Erziehern
In den Kitas droht ein Fachkräftemangel. Die Stadt will den anspruchsvollen Job attraktiv machen.
Bundesweit werden in Kindergärten bis 2025 rund 300 000 Beschäftigte fehlen, allein ein Viertel davon in NRW. Das sagt auf jeden Fall der Verband Bildung und Erziehung. In Mönchengladbach steht man noch ganz gut da. Auf dem Papier. Und auch das könnte sich bald ändern. Etwa 600 Erzieherinnen und Kinderpflegerinnen arbeiten derzeit in den 38 städtischen Kindertagesstätten auf insgesamt 407 Stelle. Ein guter Teil davon, rund ein Sechstel, befindet sich in Elternzeit oder macht unbezahlten Urlaub. Zur Sicherstellung von Krankheitsvertretungen sind 18 Springerstellen eingerichtet. Zudem beschäftigt die Stadt 43 Erzieherkräfte im Anerkennungsjahr.
Weniger als zehn Stellen sind derzeit nach Auskunft des Jugendamtes unbesetzt. Diese Zahl könnte aber bald hochschnellen. Denn die Stadt hat eine Kita-Ausbau-Offensive gestartet. Bis zum Jahr 2020 sollen 2230 neue Kita-Plätze entstehen. Mehr Kindergartenplätze heißt auch mehr Erzieherinnen. Und die werden zurzeit händeringend gesucht.
Der Kita-Ausbau geht nicht nur in Mönchengladbach voran, auch andere Städte müssen ihr Angebot ausweiten. Doch Erzieher auszubilden dauert länger, als neue Kindergärten zu bauen.
408 zusätzliche Erzieherinnen und 43 Kinderpflegerinnen werden alleine in Mönchengladbach für den zusätzlichen Bedarf an Kita-Plätzen gebraucht. Die Stadt hat deshalb Maßnahmen getroffen, um Frauen und Männern den Erzieherjob in Mönchengladbach schmackhafter zu machen: Durch unbefristete Stellen zum Beispiel und durch eine praxisorientierte Ausbildung, mit der gezielt Menschen für den Beruf geworben werden, die nicht den klassischen Weg wählen.
PIA heißt das Programm, wobei PIA für praxisintegrierte Ausbildung steht, und die von der evangelischen Stiftung Hephata angeboten wird. Für viele sei diese Ausbildungsform attraktiv, sagt Jugendamtsleiter Klaus Röttgen, „weil der Praxis-Anteil groß ist und es von Anfang an ein Ausbildungsgehalt gibt“.
Die Stadt hat gerade erst wieder fünf solcher PIA-Ausbildungsstellen angeboten. Das Interesse war groß. „Wir hatten 50 Bewerber, und darunter waren auch Männer“, sagt Angela Gerads von der Fachaufsicht. Die Zahl der männlichen Bewerber wachse. Aber: Noch zählen männliche Fachkräfte in den Kindergärten zu den Exoten. Angela Gerads glaubt, dass dies auch am Gehalt liegt. Auch Röttgen würde eine angemessene Entlohnung als Riesenfortschritt sehen. Der Erzieherberuf sei schließlich sehr anspruchsvoll. Die Anforderungen sind in der Tat gewachsen. Inklusion, Integration und frühkindliche Förderung sind nur drei Stichwörter. Kinder betreuen, Streit schlichten, Eltern beraten, Entwicklungen dokumentieren. . .
Die Stadt Mönchengladbach sei ein attraktiver Arbeitgeber für Erzieherinnen und Erzieher, meint Röttgen dennoch. „Bei den vielen Kindergärten gibt es auch viele Möglichkeiten, sich weiterzuentwickeln“, erläutert der Jugendamtsleiter. Außerdem gebe es für die Fachkräfte viele, auch familienfreundliche Stundenmodelle. „Manche arbeiten zehn Stunden in der Woche, manche 19,5 und andere 39 Stunden“, sagt Angela Gerads.
Auch wenn die Anforderungen gestiegen sind und die Bezahlung besser sein könnte, „sehr viele Fachkräfte sind mit Herzblut dabei“, sagt die Fachberaterin. Bei der Auswahl neuer Erzieher- oder Kinderpflegerinnen-Bewerber werde deshalb nicht unbedingt auf die guten Noten geschaut. „Wir nehmen allerdings auch nicht jeden“, versichert Angela Gerads.