Schnelles Internet ist Mangelware

Gladbacher, die die Geschwindigkeit ihrer Internetanbindung testen, erleben häufig eine unangenehme Überraschung.

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Die Strategie der „Gigabit City“ bekommt Aufwind vom Land — so heißt es in einer Mitteilung der Stadt von Ende Februar. Darin verkündet das Rathaus, dass das Land den Förderbescheid über 4,5 Millionen Euro überreicht habe — Geld, mit dem unterversorgte Adressen in der Stadt an schnelleres Internet angeschlossen werden sollen. Der Bund hatte vorher bereits die gleiche Summe überwiesen. Rund 1000 Adressen sollen an Breitbandleitungen angeschlossen werden. „Wir legen großen Wert darauf, dass wir die Förderung nur in reine Glasfaseranbindungen investieren. Alles andere ist nicht zukunftsfähig“, sagte Oberbürgermeister Hans Wilhelm Reiners. Und wenn dieser Ausbau beendet sei, dann sollen alle Haushalte in der Stadt mit einer Bandbreite von mindestens 30 Mbit pro Sekunde versorgt sein. Aber ist das wirklich so?

Johannes Löer glaubte daran, als er einen DSL-Vertrag abschloss. Er wohnt in Windberg und hat bei seinem Provider einen Breitbandanschluss über 50 Mbit pro Sekunde vereinbart. Das ist die vertraglich festgelegte Datenübertragungsrate. Bei einem Online-Test, den die Bundesnetzagentur als Aufsichtsbehörde unter www.breitbandmessung.de kostenfrei anbietet, überprüft er die Leistung vor wenigen Wochen. Das Testergebnis ist ernüchternd: 15,04 Mbit pro Sekunde (im Download). Er wiederholt den Test an den folgenden Tagen mehrmals zu unterschiedlichen Zeiten und hält sich dabei an die genauen Vorgaben der Netzagentur, etwa nur per Lan-Kabel und nie per W-Lan zu messen. Das Ergebnis: Löer kommt nie über 18,72 Mbit pro Sekunde, das Ergebnis pendelt sich zwischen 15 und eben jenen knappen 19 Mbit ein. Die Gladbacher, die diesen Test im vergangenen Jahr ebenfalls gemacht haben, kamen offenbar zu ähnlichen Ergebnissen. In Mönchengladbach kamen alle Anbieter in der entsprechenden Breitbandklasse auf eine durchschnittliche gemessene Download-Datenübertragungsrate von knapp 24 Mbit pro Sekunde — obwohl bis 50 Mbit verkauft waren. Das versprochene Ergebnis wird also selten erreicht. Die Breitbandmessung erlaubt es also, die tatsächliche Datenübertragungsrate des Breitbandanschlusses mit der vertraglich vereinbarten Datenübertragungsrate zu vergleichen.

Ist das vorhandene Breitbandnetz in Mönchengladbach deshalb eine Mogelpackung? Das lässt sich so leicht nicht beantworten: „Die Geschwindigkeit eines Internetanschlusses ist nicht allein abhängig von der lokalen Infrastruktur“, sagt Michael Reifenberg, Sprecher der Bundesnetzagentur. „Es kommt auf den gesamten Weg an zwischen dem Computer, der anfragt, und dem Computer oder Server, der antwortet. Die gemessene Geschwindigkeit ist deshalb nicht nur ein Spiegel der Situation vor Ort, sondern der Gesamtsituation zum Messzeitpunkt.“ Man könne durchaus die Infrastruktur vor Ort auf den neuesten Stand bringen, dies allein garantiere allerdings nicht, dass auch die vertraglich vereinbarte Datenübertragungsrate in jeder Messung erreicht wird, sagt Reifenberg. Allerdings sind schnelle Leitungen die Grundvoraussetzung dafür, dass Geschwindigkeiten im beworbenen Maße auch erreicht werden. Schnelle Glasfaserleitungen, wie sie künftig nur noch gefördert werden sollen, sind in Mönchengladbach noch die Ausnahme. Zwar hat die Telekom bis zu den Verteilerkästen das Netz mit Glasfaserkabeln ausgerüstet, danach geht es aber nur durch die alten Kupferleitungen weiter, die per Vectoring-Verfahren etwas leistungsfähiger gemacht wurden. Das absolute Maximum sind dann 50 Mbit pro Sekunde — aber nur in den seltensten Ausnahmefällen auch wirklich erreichbar. Gigabit ist das noch lange nicht.