Stadt kauft Mülforter
Genau genommen engagiert sich die Tochter EWMG auf dem riesigen Ruinen-Grundstück.
Mönchengladbach. Die Stadttochter EWMG soll den großen, einsturzgefährdeten Industriekomplex der Mülforter Zeugdruckerei (Odenkirchen) kaufen. Das erfuhr die WZ aus der Stadtverwaltungsspitze. Demnach ist eine Zwangsversteigerung, bei der Stadt beziehungsweise EWMG den Zuschlag anstrebten, vom Tisch.
Nach WZ-Informationen haben sich Alt-Gläubiger — darunter die Stadt — auf diese Marschrichtung geeinigt: Die Stadtentwicklungsgesellschaft EWMG kauft, lässt die Gebäudeteile abreissen und vermarktet das rund 60 000 Quadratmeter große Areal entlang der Duvenstraße.
Bevorzugt sollen die Flächen an kleinere und mittlere Betriebe veräußert werden. Dafür gebe es einen „größeren Bedarf“. Bei ihren Rechen-Modellen hätten die Verwaltungsleute herausgefunden, dass sich das EWMG-Engagement lohne. „Das Ganze wird kein Minusgeschäft, im Gegenteil“, sagt ein Insider. Auch Stadtfinanzchef Bernd Kuckels (FDP) soll von den Plänen überzeugt sein.
Vom Vorzeige-Unternehmen der Familie Bresges/Speckmann mit Hunderten Beschäftigten ist nicht viel übrig geblieben. Der baufällige Firmenkomplex des früheren Textilveredlers hat in den vergangenen Jahren eher durch eine Serie von fast 30 Bränden auf sich aufmerksam gemacht. Und durch den diebischen Einsatz von Unbekannte, die alles, was einen Euro bringt, aus den Hallen holten.
Nun heißt es, die Beteiligten hätten sich geeinigt. Das sind die Volksbank Kamen-Werne mit einer Forderung von knapp 2,8 Millionen Euro. Die Stadt sitzt auf offen stehenden 753 000 Euro. Hinzu kommt die Mülforter Immobilien-Verwaltungs GmbH & Co. KG, der letzte Eigentümer vor der Insolvenz. Er gilt offiziellen Angaben zufolge als aufgelöst und mittellos, handlungsfähig sei er aber durch die Gemeinschaft der letzten fünf Kommanditisten. Die lassen sich durch einen Beauftragten vertreten.
Kommt es zu einer Art „freihändigem Erwerb“ der Mülforter durch die EWMG, würden sich Gläubiger mit einer Mindestquote von 29 Prozent ihrer Finanz-Forderungen zufrieden geben. Und die Stadttochter würde alles für angeblich „unter einer Million Euro“ erwerben.
Risiken bleiben bei dem Deal allemal. Da wären neben den vermuteten umfänglichen Altlasten auch die enormen Abrisskosten. Sie sollen etwa 2,3 Millionen Euro betragen. 2012 soll die Abrissbirne kreisen, parallel könnte das Planverfahren laufen.
Die Bücker-Brüder der Gladbacher Baufirma Jessen waren unlängst mit ihren zielstrebig vorgetragenen Plänen gescheitert, bei der Mülforter u.a. einen Möbel- und Verbrauchermarkt zu errichten.