Stadt will erste Unterkünfte für Flüchtlinge schließen
Der Flüchtlingszustrom ist vorerst abgeebbt. Die Stadt sortiert die Unterbringung neu.
120 Flüchtlinge hat die Stadt im Mai unterzubringen. Und der zuständige Dezernent Gert Fischer ist angesichts dieser Zahl so entspannt wie seit eineinhalb Jahren nicht mehr. Das ist verständlich. 120 Flüchtlinge sind wenig. Relativ wenig, wenn man sie mit den 462 vergleicht, die noch im Februar neu ankamen, oder gar den 763, die im November zum Teil in abenteuerlichen Nacht- und Nebelaktionen unterzubringen waren. Aber 120 sind auch mehr als dreimal so viel wie vor einem Jahr. Und so bleibt bei der Aufnahme der Asylbewerber nur eines gewiss: die Ungewissheit.
„Alle starren gebannt auf den Sommer. Keiner weiß, wie viele kommen werden“, sagt Fischer. Viele rechnen mit einer weiteren Welle. Aber nicht allein die Zahl der Ankommenden ist völlig unklar. Wie viele haben das Recht zu bleiben? Wie lange dauert es, bis die anderen wieder ausreisen? Und wer mit Bleiberecht entscheidet sich wirklich längerfristig für Gladbach, statt sich zum Beispiel in Köln oder Dortmund niederzulassen? Trotz aller Unwägbarkeiten verfestigt sich so langsam der Eindruck: Die größte Herausforderung ist gemeistert. Erst einmal. Oder wie Dezernent Fischer sagt: „Wir sind jetzt wieder vor der Lage. Wir kommen vom Reagieren ins Agieren.“ Das bedeutet: Trotz aller Unwägbarkeiten braucht die Stadt ein neues Konzept, wie sie die Unterbringung der Asylbewerber dauerhaft organisieren will. Daran arbeitet die Verwaltung gerade.
Ein paar Eckpunkte sind schon klar: Turnhallen und Schulen sollen so schnell wie möglich als Standorte für Asylbewerber aufgegeben werden und dann wie zuvor leer stehen. Das gilt auch für die Leichtbauhallen neben der Krahnendonkhalle in Neuwerk. Dass der Vertrag über den Januar hinaus verlängert wird, ist ausgeschlossen. Und auch die Baracken in Bockersend, Luisental und an der Hardter Straße möchte Fischer am liebsten abgerissen wissen. Sie standen schon mehrfach zur Disposition — bis dann jeweils der nächste große Schub an Flüchtlingen in die Stadt kam.
Die Herausforderung für die Stadt wird es sein, für alle denkbaren Szenarien gerüstet zu sein. „Wahrscheinlich werden wir uns daran gewöhnen müssen, Gebäude für Flüchtlinge bereitzuhalten, die aber dann auch einmal länger leer stehen können“, sagt Fischer. So ist es gerade mit etlichen der Plätze, die die Stadt an das Land vermietet. Während die eigens errichteten mobilen Einheiten im Nordpark und auch ein Teil des Theaters im Nordpark im Moment nicht gebraucht werden, startet die Erstaufnahmeeinrichtung im JHQ nach langen Monaten der Vorbereitung nun endlich. Das Gros der Mitarbeiter ist eingestellt; am 1. August stehen 800 Betten bereit. Bis zu 200 Asylbewerber sollen dann dort pro Tag aufgenommen, registriert und untersucht werden können. Ob das Land an der Krefelder Straße eine Einrichtung mit 1000 Plätzen entstehen lassen will, ist noch offen. Gert Fischer: „Ich vermute angesichts der aktuellen Lage, dass es dazu eher nicht kommen wird.“