Stimmung gab’s trotzdem bei der Borussia-Karnevalssitzung
Mitten in die Borussensitzung platzt die Nachricht der Entlassung von Trainer Michael Frontzeck.
Mönchengladbach. Es lag bereits in der Luft, als die Karnevalssitzung der Borussia pünktlich um 17.45 Uhr im Kunstwerk Wickrath begann. Viele Kostüme nahmen Bezug zum Zustand des (Noch)-Erstligisten: „Borussia, mein Traum“, prangte auf dem Rücken eines Herren in Nachthemd und Schlafmütze. Und „Ich kann Abwehr“ stand auf dem Pappschild eines bis an die Zähne bewaffneten Soldaten.
Hoch über die Köpfe der vielen maskierten Fans gestemmt schwenkten die Gardemädchen grün-weiße Schals beim Einzug der Prinzengarden, des MKV und des Prinzenpaares. „Das Präsidium befindet sich in einer wichtigen Sitzung zum Wohle des Vereins“, entschuldigte MKV-Chef Bernd Gothe das Fehlen der Herren bei der 9. Borussensitzung. Er ordnete den Verein elegant in die Kategorie „Ganzjahresbrauchtum“ ein und variierte sogar das diesjährige Sessionsmotto entsprechend: „Mach mit — Borussia hält fit.“
Prinz Guido I. mit der Borussenraute als Anstecker auf dem üppigen Puffärmel bekannte im Rückblick auf den erneuten Absturz bei St. Pauli in Hamburg und dem ziemlich wahrscheinlichen Abstieg in die 2. Liga. „Wir haben die Borussia immer im Herzen!“ Prinzessin Niersia Monika forderte die Jecken auf: „Davon lassen wir uns den Abend nicht vermiesen“ und stimmt mit ihrem Prinzgemahl und Stadionsprecher Thorsten Knippertz ein Lied an.
Da melden, pünktlich um 18 Uhr, die auf den Tischen offen liegenden Smartphones auf der Borussenseite in den Saal, was jeder geahnt hat: Cheftrainers Michael Frontzeck ist mit sofortiger Wirkung entlassen. Doch das lässt sich an der Stimmung der Fans keineswegs ablesen. Thorsten Knippertz und die Jünters können „Borussia unser Dreamteam“ noch so schräg anstimmen — der Saal kocht, die Stimmung erreicht ihren Höhepunkt und es ist unnötig, dass sich Pressesprecher Markus Aretz unkenntlich als Taucher verkleidet unter die Massen wagt: Keiner spricht ihn an.
„Gut so“, kommentiert beispielsweise Rolf Maibaum den Rauswurf. „Aber zu spät“, ergänzt er wie viele, die kurzzeitig im Eingangsbereich der Halle Luft holen. Sie rechnen nicht damit, dass sich damit der Abstieg verhindern lässt.
August Kirchner sagt: „Allerhöchste Zeit.“ Er habe Frontzeck zwar immer gemocht, aber seit dem verlorenen Spiel gegen Stuttgart, sei er bei ihm „unten durch“. Und den Eberl sollten sie am besten mit rausschmeißen. Wobei die Versäumnisse grundlegender Natur seien. „Die sollten lieber in die Mannschaft investieren, als weitere Grundstücke im Nordpark zu kaufen und alles Mögliche zu bauen.“
Jürgen Beckers, der von Kindesbeinen an Borussenfan ist und noch Günter Netzer erlebt hat, steht der Sache skeptisch gegenüber. „Borussia baut immer um. Hier kommt nie Ruhe rein. Eigentlich schade, dass er jetzt gehen muss. Der gibt halt jetzt den Sündenbock ab.“ Da man so lange an ihm festgehalten habe, hätte man auch jetzt mit ihm gemeinsam untergehen können. „Ich wünsche Herrn Frontzeck alles alles Gute.“
Natürlich brauche man auch neue Spieler, damit ein neuer Trainer sein System umsetzen kann. Eine Frau, die ungenannt bleiben möchte sagt: „Es tut mir leid um Frontzeck. Ich fand ihn nett.“
Bernd Stelter, Gaststar bei der Borussensitzung
Rudi Natum, Trainer 1.FC Mönchengladbach und Neuwerk 06
Wilfried Pfiffer
Ein Borussia-Fan
Peter Wilms
Bärbel Schoor
Ein Borussia-Fan
Andreas Heinen
Ein Borussia-Fan