Tierheim meldet „Katzenflut“
Rund 120 Katzen werden derzeit von Tierschützern versorgt. Die Kosten für das Futter und die Kastration von Wildtieren sorgen dafür, dass das Geld knapp wird.
Aus allen Ecken des Tierheims melden sich Katzen und machen auf sich aufmerksam. Das Tierheim versinkt momentan in einer wahren Katzenflut. „Wir haben rund 60 zahme Katzen und mindestens noch einmal so viele wilde, die wir nur durchfüttern“, sagt Jasmin Pulver. Die Leiterin des Tierheims bemerkt vor allem, dass immer mehr Samtpfoten vom Ordnungsamt eingeliefert werden.
Erst vor wenigen Wochen erhielt das Tierheim 17 Maine-Coon-Katzen, die vom Ordnungsamt aus einer Wohnung geholt wurden. Aus falsch verstandener Tierliebe werden oft auf viel zu engem Raum viel zu viele Tiere gehalten. „Animal Hoarding“ nennt man dieses Phänomen. „Diese Fälle nehmen drastisch zu, das spüren wir deutlich“, sagt Pulver. Mit über 100 Katzen ist die Grenze der Belastbarkeit fast erreicht. Und es gibt noch ein Problem: Das Tierheim darf den eingelieferten Katzen vorerst nicht ausreichend helfen.
„Gegen die Halter der Tiere, die wir vom Ordnungsamt bekommen, sind Verfahren anhänglich. Solange sie laufen, dürfen wir die Katzen nur füttern. Alles andere wäre Sachbeschädigung“, erklärt Jasmin Pulver. Zwar klingt es unverständlich, einem kranken Tier nicht helfen zu dürfen, doch der Tierschutzverein, der das Tierheim betreibt, muss sich an die Gesetze halten. Der häufigste Grund für Einweisungen seien schlechte Haltungen. Gerade jetzt in den Ferien werden aber auch Katzen gebracht, die von ihren Besitzern einfach ausgesetzt werden. „Manchmal bringen die Besitzer sie selber und tun so, als hätten sie die Katze gefunden. Es gab aber auch schon Fälle, wo Tiere einfach im Treppenhaus ausgesetzt wurden“, erzählt Pulver. Ein Ende der Katzenflut ist nicht in Sicht. Das liegt alleine schon daran, dass im Tierheim einige schwangere Katzen leben.
Ein großes Problem sind wildlebende Katzen. Von ihnen gibt es im Tierheim weit über 50, die dort durchgefüttert werden. Vermittelbar sind sie nicht. Sie könnten im besten Fall als Mäusejäger auf einem Bauernhof dienen. Um der wachsenden Population an wilden Katzen entgegenzuwirken, werden sie im Tierheim kastriert und geimpft. Das kostet Geld. Und das ist knapp. „Wir sind auf Spenden angewiesen. Uns hilft es auch, wenn wir Futter, Katzenstreu oder Reinigungsmittel zur Verfügung gestellt bekommen“, sagt Jasmin Pulver. Die 32-Jährige arbeitet seit 15 Jahren im Tierheim und beobachtet einige Entwicklungen. Dazu gehört zum Beispiel der Rückgang von Kampfhunden. Aktuell lebt keiner dieser so genannten Listenhunde im Tierheim. „Wir haben im Moment nur elf Hunde“, sagt Pulver. Dafür ist die Zahl der Kaninchen mit 15 recht hoch. Hinzu kommen einige Frettchen und Chinchillas.
Weil das Tierheim von Katzen beinahe überquillt, werden nur Tiere aus Mönchengladbach aufgenommen. Selbst als Pensionstiere werden sie nicht angenommen. „Wir bieten die Möglichkeit, dass man sein Tier bei uns abgibt, während man in Urlaub ist. Katzen sind davon aber ausgeschlossen“, erklärt Pulver.
Derzeit kümmern sich sieben Mitarbeiter des Tierschutzes um die Tiere. Und das an sieben Tagen in der Woche. Einige Tierbabys leben auch bei den Helfern zu Hause, da sie rund um die Uhr versorgt werden müssen. Die Nachfrage nach Tieren aus dem Tierheim ist wegen der Ferien sehr niedrig. Kaum ein Tier wird vermittelt. „Das wird sich nach den Ferien wieder ändern, das kennen wir schon“, sagt Jasmin Pulver. Bei allem Elend im Tierheim gibt es aber auch schöne Momente. Vor Kurzem fand zum Beispiel ein Hund ein neues Zuhause, der acht Jahre im Tierheim lebte.
Weil es gerade viele junge Tiere in Wäldern und Parks gibt, hat Jasmin Pulver ein Anliegen. „Wildtiere sollten nicht sofort aufgelesen und zu uns gebracht werden. Manchmal ist das Muttertier nur auf Futtersuche.