Tiertafel: Bedürftige am Pescherhof
Seit fünf Jahren können sich Bedürftige am Pescherhof kostenlos Futter für ihre Haustiere abholen.
Mönchengladbach. Wenn Michaele Schommertz in diesen Tagen über die Tiertafel Pescherhof spricht, dann schwingt auch ein bisschen Stolz in ihrer Stimme mit. Und das zweifelsohne zurecht. Denn was Schommertz im September 2009 mit viel Idealismus einmal gegründet hat, ist fünf Jahre später zu einer echten Institution in Mönchengladbach geworden.
Seit fünf Jahren können sich Bedürftige jeden zweiten Samstag im Monat auf dem Hof an der Tomper Straße in Hardt Futter für ihre Tiere abholen — und das Angebot wird gut angenommen. „Der Bedarf ist seit unserer Gründung stetig gewachsen. Es stehen meistens knapp 100 Personen Schlange“, sagt die 59-Jährige. Hauptsächlich seien es Hunde- und Katzenbesitzer — seltener wird nach Vogel- und Nagerfutter gefragt.
Die Tiertafel richtet sich an Gladbacher, die Hartz-IV oder im Alter nur eine kleine Rente beziehen. Damit nur bedürftige Menschen davon profitieren, muss dies auch einmal schriftlich belegt werden. „Da wir ein privater Verein mit 40 Mitgliedern sind und keinerlei Zuschüsse bekommen, richten wir uns nur an Gladbacher“, sagt Schommertz, die selbst zehn Katzen und einen Hund besitzt und zusammen mit ihrer Tochter Verena dem Verein vorsitzt.
Insgesamt packen weitere 15 ehrenamtliche Helfer bei der Tiertafel mit an. „Wir haben nur einen Mann. Wobei das ganze körperliche anstrengende Schleppen eigentlich etwas für Männer wäre“, sagt sie und lacht.
Doch die ehrenamtliche Arbeit besteht aus deutlich mehr, als nur aus Tierfutter anschleppen und es zu verteilen. Um das nötige Geld für das Futter erst einmal zu verdienen, werden in einem Geschäft auf dem Hof gespendete Kleidung, Spielzeug und Trödel verkauft. „Wir haben leider keine Sponsoren und auch keine Kontakte zur großen Firmen wie zum Beispiel Fressnapf“, sagt Schommertz. Daher sei man auch künftig auf Sach- und Tierfutterspenden angewiesen.
Neben dem Futter werden auf den Pescherhof auch Gutscheine an die bedürftigen Tierbesitzer verteilt — und zwar Rabattgutscheine um die Katze oder den Hund günstiger kastrieren zu lassen. „Seit Gründung der Tiertafel haben wir etwa 950 solcher Gutscheine verteilt. Das ist für ein großer Erfolg“, sagt Schommertz. Denn auch in Gladbach würden immer mehr Tiere ausgesetzt, die qualvoll verhungern müssten. „Daher ist die Kastration der beste Tierschutz.“
Michaele Schommertz will auch in den kommenden Jahren die Tiertafel leiten. „Wir sind dankbar, dass wir auf dem Pescherhof bleiben dürfen. Woanders würden wir zu diesen Konditionen niemals unterkommen“, sagt sie. Es sei wichtig, dass man bedürftige Menschen dabei unterstütze, ein Tier halten zu können. „Warum sollten Bedürftige nicht für ein Tier gut sorgen? Auch diese Menschen haben ein Recht darauf.“