Tochter eingesperrt und misshandelt
Ein Paar soll wegen „der Familienehre“ sein Kind eingesperrt haben.
Mönchengladbach. Sie sollen dem Freund ihrer Tochter mit Mord gedroht und ihre Tochter eingesperrt und misshandelt haben. Seit Dienstag sitzen ein 44-jähriger Hückelhovener und seine 46 Jahre alte Frau wegen Nötigung, Freiheitsberaubung und gefährlicher Körperverletzung auf der Anklagebank der ersten großen Strafkammer des Landgerichts. Weil sie im Oktober 2008 erfuhren, dass ihre jetzt 26 Jahre alte Tochter seit einem Jahr einen Freund hatte und ein Kind erwartete, sahen die Libanesen laut Staatsanwaltschaft die Familienehre verletzt.
Die neunfachen Eltern sollen bereits einen Mann im Libanon für ihre Tochter ausgesucht und alles versucht haben, um die weitere Beziehung, zumal auch noch mit einem aus ihrer Sicht unpassenden Araber, zu verhindern. Erst sollen sie dem Freund Geld angeboten haben, damit er seine Freundin verlässt. Als dieser sich weigerte, soll das angeklagte Paar ihn in seiner Wohnung in Hückelhoven aufgesucht haben und der Vater gedroht haben, ihn zu töten, wenn er nicht einlenke.
Nach Ermittlungen der Polizei sollen Vater und Mutter dann seit Mitte Oktober 2008 die Tochter in ihrer Wohnung festgehalten haben. Bei ihrer Arbeit wurde sie krank gemeldet. Nur an drei Tagen in diesem Oktober wurde sie zu ihrem Arbeitsplatz gebracht, überwacht und wieder nach Hause gebracht. Pass, Handy und EC-Karte hatte man ihr weggenommen. Die junge Frau wurde geschlagen, teilweise mit einem Gürtel, um sie gefügig zu machen. Im gleichen Monat wurde sie zu einer Abtreibung in den Niederlanden gezwungen.
Erst Anfang März 2009 wurde sie aus der Wohnung und zur Arbeit gelassen. Die Tochter zog mit ihrem Freund nach Süddeutschland. Die Eltern sollen versucht haben, sie dort wegzuholen. Aber die Polizei wurde alarmiert.
Das Schöffengericht hatte sich bereits mit dem Fall beschäftigt, dann aber wegen der möglichen hohen Strafe ans Landgericht abgegeben. Beim Prozessauftakt am Dienstag gab es mehrere Notarzt-Einsätze. Eine weitere Tochter des angeklagten Paares, die schwanger ist, wurde wegen eines Schwächeanfalls versorgt, ebenso wie die angeklagte Mutter. Weil ein wichtiger Zeuge in Tunesien lebt und nicht vor Oktober gehört werden kann, wird erst Anfang Oktober wieder verhandelt.
Die Tochter, die ein Kind erwartet und an einem für die Familie unbekannten Ort lebt, will nicht als Zeugin aussagen. Ihre Mutter sagte am Dienstag im Gerichtssaal einem Kontaktbeamten der Polizei, er solle ihr ausrichten, dass sie ihr das Beste wünsche und sie möge sich doch bei ihren Eltern melden.