Demonstration: Aufstehen gegen ein ungerechtes Sparpaket
Viele der Mitmarschierenden haben beruflich oder ehrenamtlich mit Hartz IV-Empfängern zu tun. Betroffene waren kaum vertreten.
Mönchengladbach. Die Menschen, die zum Einkaufen in die Hindenburgstraße gekommen sind, nehmen nicht allzu viel Notiz von den Plakaten, die zum Aufstehen für eine gerechte Gesellschaft auffordern. Sie sehen eher unbeteiligt aus.
Die Demonstranten bleiben unter sich. Etwa 100 haben sich zur Abschlusskundgebung der Demo gegen das Sparpaket der schwarz-gelben Bundesregierung auf dem Theatervorplatz eingefunden, sie kamen von der Brandts-Kapelle an der Rudolfstraße und machten Station vor dem Arbeitsloszentrum. Einige sind noch WM-mäßig mit Vuvuzuela ausgerüstet.
Zu ihnen gehört Judith Dassel. Sie macht vor allem die Streichung der Heizkostenpauschale wütend. "Noch betrifft es mich nicht", meint die Bürokauffrau (36), die beim Volksverein arbeitet. "Aber 2011 bin ich wahrscheinlich wieder arbeitslos."
Pfarrer Edmund Erlemann begrüßt die Demonstranten und erinnert in seiner Rede daran, dass der alte Volksverein sich im Kaiserreich für die Rechte der Arbeiter eingesetzt hat. "Alle Arbeiterschutzgesetze sind hier entstanden", sagt Erlemann.
Viele der Mitmarschierenden haben beruflich oder ehrenamtlich mit Hartz IV-Empfängern zu tun. So wie Thomas Acht, der als Betreuer arbeitet. "Ich habe eine große Wut im Bauch", sagt er. "Eine Partei, die das C im Namen trägt, wendet sich unverfroren gegen die christliche Ethik."
Auch Stefanie Neumann arbeitet im sozialen Bereich und geht auf die Straße: "Immer wird auf Kosten der Familien gespart, Kinderarmut ist so vorprogrammiert."
Viele Kenner der sozialen Szene sind dabei, wenig Betroffene. Karl Sasserath, Leiter des Arbeitslosenzentrums, wundert das nicht. "Diese Demo ist ein erster Anstoß, das öffentliche Bewusstsein wachzurütteln", sagt er.