Historisch: Neuwerker reisen in die Vergangenheit
Höhepunkt der Feierlichkeiten zum 875-jährigen Bestehen des Ortsteils war der Bauernmarkt.
Mönchengladbach. Vielleicht ist der kühne Recke erschöpft von Hitze und Sonne. Oder er hat zu viel Zeit in der Metschänke verbracht. Ausgestreckt auf dem nackten Boden liegt er unter Bäumen und gönnt sich ein geruhsames Nickerchen.
Auch die anderen Mitglieder der "Communis Pristina" haben keine Eile: Die Frauen in ihren langen dunklen Kleidern und den Hauben auf Kopf bleiben lieber im einigermaßen kühlen Teil ihrer Zeltstadt. Ihre Männer sitzen in Lederwams und Schnürbundhose an den Tischen, nur mancher arme Koch ist am heißen Feuer zum Braten des Fleisches abgestellt.
Vielleicht ging es manchmal so zu im Schatten des Neuwerker Klosters in den letzten 875 Jahren. An diesem Wochenende vergegenwärtigten sich die Neuwerker mit ihrem Historischen Markt rund um den Peter-Schumacher-Platz ihre Vergangenheit und genossen mit viel Trubel, Musik und kühlen Getränken ihre Gegenwart.
Mit dem Gospel "When the saints go marching in" brachte der Tamburin- und Pfeifenchor Unterbach viele Besucher zum Stehenbleiben und Zuhören. Auch wenn sie im Schatten der Kastanien vor dem Kloster musizierten, bei tropischen Temperaturen leisteten die Musiker "Schwerstarbeit", so das Lob für alle teilnehmenden Musikbands vom Neuwerker Politiker Norbert Post (CDU).
Wer zwischen Bäumen weiterschlenderte, konnte auf dem Markt noch Einiges entdecken: "Möchten Sie Eierlikör probieren?", lockt eine Frage an einen Stand mit mittelalterlichem Flair. Der junge Björn reist derweil auch in die Vergangenheit und probiert, mit Pfeil und Bogen zu schießen: "War ich nicht gut? Ich habe dreimal getroffen", fragt er stolz seine Mutter.
Moderner geht es am Stand der Heinrich-Corsten-Schule zu. Mit viel Ausdauer und Geduld handwerkelt sich Jonas seinen eigenen Hocker. Unterstützt von Assistent Ansgar Hock sägt der Nachwuchs-Schreiner Holz, nagelt die einzelnen Latten zusammen, um sie dann mit einem dicken Klecks Leim zu versehen. Papa darf nicht helfen.
In der Zwischenzeit marschieren auch die vier Neuwerker und Bettrather Bruderschaften vor dem Kloster auf. In der gleißenden Nachmittagssonne war ihre Parade eine echte Strapaze für alle Teilnehmer. Doch die verschwitzen und erschöpften Schützenbrüder tun es mittelalterlichen Vorfahren und modernen Zeitgenossen einfach nach: Sie suchen den Schatten und stärken sich mit kühlen Getränken.