Trützschler baut ab

Das Familienunternehmen streicht weitere 50 Stellen. Der Standort verliert immer mehr an Bedeutung.

Mönchengladbach. Erst Schlafhorst, jetzt Trützschler? Der Textilmaschinenbauer wird auf Anweisung der Oerlikon-Mutter den Standort Blumenberger Straße mittelfristig dicht machen. Jetzt befinde sich das traditionsreiche Odenkirchener Familienunternehmen Trützschler, auch ein Produzent von Hightech-Textilmaschinen, ebenfalls auf dem Rückzug, sagt IG-Metall-Sprecher Reimund Strauß zur WZ. Laut Strauß will Trützschler weitere Stellen streichen. Das Management habe angekündigt, 50 bis 60 Beschäftigten zu kündigen. "Das Ausbluten bei den Textilmaschinenbauern in Gladbach geht weiter", sagt der Metall-Geschäftsführer. Mit verheerenden Folgen für die Arbeitnehmer und die Stadt.

Für Strauß und viele in der frustrierten Trützschler-Mannschaft ist nicht nachvollziehbar, dass die Anteilseigner in der Krise statt auf die verlängerte Kurzarbeit nun "schnell auf Entlassungen" zurückgreifen.

Ende 2008 hatten sich die Geschäftsführer von fast 80 Beschäftigten getrennt. Von den ursprünglich mehr als 1000 Männern und Frauen im Jahre 2004 sind derzeit noch gut 500 am Trützschler-Standort Odenkirchen tätig.

Trützschler begründet die neuerliche Kündigungswelle mit "Kapazitätsanpassungen". Der Neumaschinen-Markt sei praktisch tot. Gleichzeitig will man Fertigungsbereiche aus Gladbach zu Tochterfirmen nach Indien und China verlagern. Die IG Metall bezweifelt, ob Trützschler mit der Strategie bei normalisierter Auftragslage überhaupt noch handlungsfähig ist. Mit dem umfangreichen Personalabbau gehe ein Know-how-Abfluss und Imageverlust für das Familienunternehmen einher.

"Panikreaktionen wie bei Trützschler helfen nicht weiter, vor allem nicht Beschäftigten, die trotz Krise eine faire Behandlung erwarten dürfen", sagt Strauß. Dass es anders gehe, habe man mit einem MG-Werkzeugmaschinenhersteller erreicht: Der garantiere bei Zugeständnissen beider Seiten eine Beschäftigung bis Ende 2010.

Die IG Metall hat eigenen Angaben zufolge "mehrere brauchbare Vorschläge" gemacht, um die neuen Entlassungen bei Trützschler zu verhindern. Deren Geschäftsführer Dirk Burger sagt: "Seit 2008 arbeiten wir verstärkt kurz." Die erwartete Marktbelebung Mitte 2009 blieb aus, deshalb sei die Streichung von 50 Stellen nötig, um Odenkirchen stabilisieren zu können. Weltweit beschäftigt die Gruppe rund 1900 Menschen. Jahresumsatz: mehr als 200 Millionen Euro.