Ungewöhnliches Rheindahler Königspaar verspricht „super Party“
Silke McCoy ist Gladbachs erste lesbische Schützenkönigin. Die Bruderschaft bekommt für ihre Offenheit viel Zuspruch — aber auch Kritik.
Kein rosa, kein Plüsch, keine Regenbogenfahne — so viel steht fest. Silke und Melanie McCoy wollen, dass alles so wird wie immer. „Es wird ein ganz normales Schützenfest werden“, sagt die neue Schützenkönigin der St.-Helena-Schützenbruderschaft Rheindahlen und Kirchspiel. „Es wird eine super Party“, ergänzt ihre Frau Melanie McCoy.
Fest steht auch: Silke McCoy wird im nächsten Jahr die Bruderschaft in Uniform repräsentieren, ihre Partnerin Melanie wird Kleid tragen. Nur mit den Titeln sei man sich noch nicht ganz einig, erzählt Silke McCoy. „Ich bin die Schützenkönigin.“ Über den Titel von Melanie McCoy müsse die Bruderschaft aber erst noch beraten. „Vielleicht bin ich auch die Prinzessin“, sagt Melanie McCoy und lacht. „Das ist mir eigentlich egal.“
Die beiden Frauen leben seit dreieinhalb Jahren in einer eingetragenen Lebenspartnerschaft. Bald wollen sie ihr Ja-Wort noch einmal erneuern und dank Ehe-für-alle-Gesetz auch sagen können: „Wir sind verheiratet.“
Vorher haben beide in einer Beziehung mit einem Mann gelebt — und bringen Kinder mit in die Ehe. Silke McCoy hat zehnjährige Zwillinge, der Sohn von Melanie McCoy ist 13 Jahre alt. Für ihre Kinder sei die Liebe der beiden Frauen völlig natürlich gewesen, erzählt das Paar. „Wir mussten da nicht viel erklären.“
Jürgen Kolonko, Brudermeister
Anders sah das in der Familie aus. „Für mich war das schon erst einmal ungewohnt“, erzählt der Vater der neuen Schützenkönigin Leo Elsberger, der mit seiner Tochter um den Titel des Schützenkönigs konkurriert hatte. Leo Elsberger ist seit 56 Jahren Mitglied der Rheindahlener Bruderschaft. Den Vogel abgeschossen hat er aber noch nie.
Seine Tochter hat es in diesem Jahr zum ersten Mal versucht — und Erfolg gehabt. Nach dem 135. Schuss stand am Montagnachmittag fest: Im kommenden Jahr wird eine Frau die Bruderschaft vertreten. Allein das ist in Rheindahlen ein Novum.
Vorher habe man sie nicht antreten lassen, erzählt Silke McCoy. Dass beim diesjährigen Schuss nun erstmalig auch Frauen zugelassen waren, verdankt Silke McCoy ihrem findigen Brudermeister Jürgen Kolonko. „Ich habe unsere Satzung juristisch überprüfen und mir versichern lassen, dass nichts gegen die Kandidatur einer Frau spricht“, erzählt Kolonko. „Frauen haben in unserer Bruderschaft sämtliche Rechte und Pflichten.“
Kritische Stimmen gab es dann aber doch, sagt Kolonko. „Ich musste sehr viel Überzeugungsarbeit leisten.“ Denn neu ist eben nicht nur, dass es eine Königin gibt, sondern auch, dass diese mit ihrer Ehefrau auftritt. „Es wird immer Leute geben, die das irritiert“, sagt Silke McCoy. Nach dem Vogelschuss sollen einige Zuschauer sogar kurzentschlossen den Schauplatz verlassen haben — ob nun demonstrativ oder aus Bedauern darüber, den eigenen Favoriten verloren haben zu sehen, wisse das Paar nicht. Und das sei auch egal.
Für Schützenbruder Jürgen Kolonko steht fest: „Ich stehe voll hinter den beiden.“ Auch wenn die Situation neu und ungewohnt sei, „wir nehmen eine Vorreiterrolle ein und darauf sind wir stolz.“ Auch Bezirksbundesmeister Horst Thoren begrüßt die neue Aufgeschlossenheit der Schützen: „Ich würde mich freuen, wenn die Rheindahlener Königin im nächsten Jahr beim Bezirkskönigsschießen antreten würde. Das wäre ein schönes Zeichen für Offenheit und Toleranz.“ Ein gleichgeschlechtliches Königspaar sei bei den Schützen herzlich willkommen, sagt Thoren.