Verwaltung will Quartiersarbeit stärken

Ein Konzept soll helfen, dass Bürger eines Viertels füreinander einstehen und sich unterstützen.

Foto: Voelker

Kölner haben ihr Veedel, Berliner ihren Kiez. Auch in Mönchengladbach gibt es kleine überschaubare Bereiche, in denen sich die Menschen wohlfühlen, weil man sich kennt, austauscht und hilft. „Treffpunkte können ein Park, ein Kiosk oder ein ganzer Wohnblock sein“, sagt Sozialdezernentin Dörte Schall. Solche Wohlfühlbereiche sollen erhalten bleiben. Weil Mönchengladbach eine wachsende Stadt mit viel Zuzug ist, müsse dafür gesorgt werden, dass auch die neuen Einwohner mitgenommen werden und das Heimatgefühl erleben und leben. Deshalb hat die Verwaltung jetzt ein Konzept erstellt, um die Quartiere in der Stadt als Orte des sozialen Miteinanders zu erhalten und zu stärken.

Ausgangspunkt werden die Daten und Sozialindikatoren in den 44 statistischen Stadtteilen sein. „Wie viele Kinder leben dort, wie sieht es mit der Kita-Platzversorgung aus, wie groß ist die Hartz-IV-Dichte, wie hoch ist die Arbeitslosenquote? All diese Antworten werden wir zusammentragen“, sagt Gerhard Kalter, Leiter der Sozialplanung.

Dieses Datenmaterial soll mit den Akteuren in den einzelnen Quartieren diskutiert und ausgewertet werden.

Wolfgang Speen, Stadtsprecher

Denn in vielen Bereichen gibt es schon Menschen, die sich aktiv für die Gemeinschaft einsetzen. Sie engagieren sich in Vereinen oder Hilfsorganisatoren. Oder sie sind Teilnehmer von so genannten runden Tischen oder regelmäßigen Gesprächskreisen. „Die Bürger wissen am besten, was in ihrem Quartier fehlt und was noch getan werden muss“, sagt Dörte Schall. Und wenn die Stadt Fördermittel beantrage, müsse sie auch Handlungskonzepte mit Maßnahmen und Begründungen vorlegen. Es müssen allerdings nicht immer die teuren Projekte sein, die das Wohlfühlen steigern. Sozialwissenschaftlerin Katharina Schott weiß, dass es oft Kleinigkeiten sind, die die Lebensqualität erhöhen. „Manchmal kann dies schon mit besserer Kommunikation erreicht werden. Da gibt es beispielsweise die Kirchengemeinde, die Jugendliche häufig von A nach B transportieren muss, aber keine Fahrzeuge hat. Und im gleichen Bereich sitzt die Hilfsorganisation mit den nötigen Transportmitteln“, berichtet sie. Und sie hat noch ein Beispiel: der Kleingartenverein mit einer freien Parzelle und das Altenheim gleich in der Nähe mit gärtnerfreudigen Senioren. Auch das ist eine Kombination, bei der viele Ideen und Projekte entstehen könnten. Kalter: „Es ist erstaunlich, was dabei alles herauskommen kann.“

Voraussetzung dafür sei allerdings, dass man sich in den Quartieren mit den Menschen austauscht, die sich dort auskennen. „Mönchengladbach ist eine sehr unterschiedliche Stadt. Es gibt städtische und dörfliche Strukturen“, sagt Dörte Schall und dies müsse in dem Konzept, das in der nächsten Sitzung des Sozialausschusses vorgestellt wird, berücksichtig werden. Denn in jedem Quartier soll das Eigene hervorgehoben werden, sagt Kalter. Je mehr sich die Menschen dort gegenseitig helfen, desto weniger müsse die Stadt eingreifen. „Es geht nicht darum, Verantwortung abzugeben“, sagt Stadtsprecher Wolfgang Speen. Man wolle vielmehr die Bürgerbeteiligung fördern und nichts überstülpen.