Weihnachtsgeld für Neu-Mieter
Vermieter locken mit Anreizen und günstigem Mietzins. Auch die Gladbau spricht von „schwachem Markt“.
Mönchengladbach. Wer derzeit einen Blick auf die Wohnungsinserate in Zeitungen oder Online-Medien wirft, reibt sich mitunter verwundert die Augen. Da suchen Eigentümer oder Vermieter offenbar händeringend nach Mietern für ihre Appartements. Anders ist es kaum zu erklären, dass beispielsweise große Wohnungsgesellschaften ihren Wohnraum mit Dumping-Angeboten bewerben.
Da ist von der Zahlung eines "Weihnachtsgelds" in Höhe von 350 Euro die Rede, wenn man in Wohnungen in Güdderath oder Waldhausen einzieht. Obendrauf muss man im ersten Monat nach dem Einzug keine Miete zahlen. Bei anderen Anbietern sind 75-Quadratmeter-Wohnungen - in Wickrath etwa - schon für 280 Euro Kaltmiete zu haben. Paradiesische Zustände, von denen Wohnungssuchende in teuren Pflastern wie Köln oder Düsseldorf wohl nur träumen können.
Tatsächlich ist der Wohnungsmarkt in Mönchengladbach "gesättigt". Soll heißen: Es gibt ein großes Angebot, aber wenig Nachfrage. Das bestätigen sinngemäß auch der Verein Haus und Grund, die Verwaltungsgesellschaft Gladbau und der Mieterverband. "Es gibt ein Überangebot an Mietwohnungen", sagt Petra Laumen, die Geschäftsführerin von Haus und Grund. "Viele Mitglieder unseres Vereins beklagen sich darüber, dass es schwieriger geworden ist, Interessenten für ihre Objekte zu finden." Besonders schwierig loszuschlagen seien Wohnungen rund um die Krefelder Straße. Weiter beliebt seien hingegen Stadtteile wie Windberg, Rheindahlen oder Bunter Garten.
Bei der Verwaltungsgesellschaft Gladbau, die auf Grund ihrer Größe einen guten Überblick über den Wohnungsmarkt hat, überwiegt ebenfalls der Eindruck eines schwachen Markts.
Bernd Döker, Mieterverband
"In Mönchengladbach herrscht ein vergleichsweise niedriges Mietniveau", sagt Pressesprecher Wolfgang Kirsch. Manche Mietpreise seien nur "knapp über dem, was betriebswirtschaftlich machbar ist".
Beim Mieterverband heißt es, "es gebe einiges an Leerständen". Doch dort reibt man sich die Hände angesichts der Misere: Aus Mieter-Sicht vergrößert sich durch das Überangebot nämlich der Spielraum für Verhandlungen - ob es nun um die Mietpreise geht oder Renovierungsarbeiten. "Die Situation ist gut für den Mieterschutz", bestätigt Bernd Döker, Vorsitzender des Mieterverbands.
Die Mieter haben ein Totschlag-Argument gegenüber den Vermietern in petto. Sinngemäß könnte dieses so lauten: "Wenn du mir kostenmäßig nicht entgegen kommst, suche ich mir woanders eben etwas Günstigeres."
Die Gründe, warum die Nachfrage sinkt und die Mietpreise in den Keller rutschen, sind vielfältig. Anwalt Döker vom Mieterverband nennt zum einen den Einwohnerrückgang. Zum anderen aber seien auch die explodierenden Energiepreise ein Faktor: Besonders bei größeren Wohnungen seien die hohen Nebenkosten oft kaum zu bezahlen. Diese Einheiten blieben dann eben leer. Bei Haus und Grund sieht man für die fallenden Preise noch eine andere Ursache. "Viele Mieten pendeln sich auf das niedrige Niveau des Wohngelds für die vielen Hartz-IV-Empfänger ein", sagt die Vorsitzende Laumen. Döker vom Mieterverband bezeichnet indes diese Analyse als "völligen Quatsch".