Wer kehrt, kehrt verkehrt
Ein Fall an der Lockhütter Straße zeigt, wie die Regeln zur Straßenreinigung zur echten Posse werden können.
Jeden Samstag werden an der Lockhütter Straße in Neuwerk die Besen rausgeholt. Die Nachbarschaft des betroffenen Straßenabschnitts trifft sich zum gemeinsamen Saubermachen, ist ja seit zwei Jahren schließlich eine Anwohnerstraße, und sie zahlen ja auch keine Straßenreinigungsgebühren. Trotzdem erledigen sie seit zwei Jahren einen Teil der Arbeit der Gem beziehungsweise heute der Mags mit, wie sich Anwohner Heinz Sommer beschwert: „Anlieger müssen die Straße doch nur bis zur Straßenmitte reinigen. Für die andere Hälfte ist dann der Nachbar gegenüber zuständig.“ Nur: Gegenüber gibt es keinen Nachbarn, sondern nur einen Grünstreifen.
Also kehren die Anwohner seit zwei Jahren die Straßenseite mit. „Und ich habe immer wieder bei der Stadt angerufen und bin immer weiter gereicht worden, weil sich niemand zuständig fühlte“, sagt Sommer.
Die Situation an der Lockhütter Straße ist tatsächlich vertrackt und kompliziert. Laut Straßenreinigungssatzung ist die Mags zuständig für den Abschnitt von der Hansastraße bis zur Autobahnbrücke, dort ist die Lockhütter Straße ein Durchfahrtstraße. Der Abschnitt mit den Hausnummern 71 bis 101 ist eine parallel zur Durchfahrtstraße liegende Schleife. Dort sind die Anwohner zuständig — aber nur bis zur Straßenmitte. Folglich bliebe eine halbe Straßenseite stets ungekehrt — wenn die Anwohner nicht selbst sauber machen würden.
„Wenn auf dem Grünstreifen Rasen gemäht wurde oder Laub geblasen wurde, dann fiel alles immer zu uns“, sagt Sommer. „Wir haben eben immer alles mit sauber gemacht, aber irgendwann hat man dann keine Lust mehr.“
Jetzt steht fest: Die Anwohner haben Recht mit ihrer Beschwerde. Weil es keinen Anwohner gibt, ist tatsächlich die Mags zuständig. Der Stadtbetrieb spricht bei dieser besonderen Konstellation an der Lockhütter Straße von einem „absoluten Ausnahmefall“: „Die Anwohner haben Recht“, sagt Mags-Sprecherin Anne Peters-Dresen. „Wir kümmern uns jetzt darum, dass die betroffene Straßenhälfte von uns gereinigt wird. Wir können uns nur dafür entschuldigen.“
Vergleichbare Situationen in Mönchengladbach seien allerdings nicht bekannt. Die besondere Situation an der Lockhütter Straße sei vor zwei Jahren entstanden. Im Zuge des Straßenneubaus an der Stelle stellte die die damals noch zuständige Gem die Straßenreinigung auf der betroffenen Hälfte ein, da es sich ja um eine Anwohnerstraße handelte. Künftig will die Mags die halbe Anliegerstraße mit reinigen, und die Anwohner wollen sich samstags weiter treffen und ihre Hälfte sauber machen. „Wir treffen uns, klönen und kehren den Mist zusammen — und passen ein bisschen aufeinander auf“, sagt Sommer.