Wirbel um geplante Richtlinie

Verwaltung für einheitliche Außengastronomie in Rheydt.

Wenn’s um die Beteiligung von Bürgern an Planungsprozessen geht, da genießt Rheydt eine Sonderrolle: Bei allem, was die Soziale Stadt und die damit einhergehende Umgestaltung von Marktplatz, Hugo-Junkers-Park, Pahlkebad und Innenstadt ausmacht, waren städtische Planer und Politiker daran interessiert, die Bürger voll mit einzubinden, ihre Ideen zu erfahren, sich Kritik anzuhören. Das klappte bislang sehr gut. Und deshalb wundert es umso mehr, dass die Verwaltung ausgerechnet jetzt, als es um eine Gestaltungsrichtlinie für Außengastronomie und Auslagen geht, diese Bürgernähe vermissen lässt. In der heutigen Sitzung der Bezirksvertretung Süd (16 Uhr, Rathaus Rheydt) soll sie verabschiedet werden.

„Es kann doch nicht sein, dass man bei so einem wichtigen Vorhaben die Geschäftsleute und vor allem die Gastronomen außen vor lassen will. Diese Richtlinie kann man doch nicht einfach so durchpeitschen“, sagt Hans-Jürgen Kleewald von der Interessenvertretung der Gewerbetreibenden. Die Verwaltung will für Rheydt das umsetzen, was sich seit 2006 in Alt-Gladbach und da vor allem auf dem Alten Markt bewährt hat: Es gibt klare Qualitäts- und Gestaltungsanforderungen an Tische, Stühle, Sonnenschirme und weiteres Mobiliar für die Außengastronomie. Plastiktische und -stühle sind zum Beispiel verpönt. Anfangs gab es in Alt-Gladbach Proteste gegen diese Einschränkungen. Aber mittlerweile haben die Gastronomen erkannt, dass sie davon profitieren, weil sie mehr Gäste haben: Denn der Alte Markt wirkt aufgeräumter, ordentlicher und einheitlicher.

Genau dies will die Verwaltung auch für Rheydt erreichen, um so die Aufenthaltsqualität zu steigern. Doch Geschäftsleute und Gastronomen fühlen sich übergangen. Kleewald: „Wir müssen nicht auch noch Aschenbecher normieren. Einen vernünftigen Kompromiss werden die Rheydter Gastronomen sicher mittragen. Aber dann muss man mit ihnen sprechen und sie einbeziehen.“

Über die fehlende Mitsprache wundert sich Bezirksvorsteherin Barbara Gersmann. Auch die CDU und die Grünen sehen Erklärungsbedarf. Vermutlich wird die Bezirksvertretung Süd den Verwaltungsvorstoß deshalb vertagen. Der Sprecher der Grünen in der BV, Marco Feinendegen, geht noch einen Schritt weiter. Er will den Fachbereich Design der Hochschule Niederrhein miteinbeziehen. Die Satzung ist überdies Schwerpunkt bei den nächsten „Rheydter Gesprächen“ der Grünen am Dienstag, 26. Mai, 19 bis 20.30 Uhr, im Rheydter Ratskeller.