Wirtschaft: Neues Quartett fliegt ab Neuwerk
Die RWL German Flight Academy mit Sitz in Gladbach, eine der größten Flugschulen Europas, hat neue Flieger gekauft.
Mönchengladbach. Die beiden Flugsimulatoren sind schwer beeindruckend: In einer Halle stehen die beiden auf hydraulisch betriebenen Stelzen, die die Bewegungen eines Flugzeugs nachahmen können. Im Inneren befindet sich jeweils das originalgetreue Cockpit einer Boeing 737.
Hier testen die Airlines ihre angehenden Piloten, hier müssen auch erfahrene Piloten jährlich ihren Check ablegen. Die beiden Simulatoren gehören der RWL German Flight Academy, einer der größten Flugschulen Europas, die ihren Sitz am Flughafen Mönchengladbach hat. Hundert Schüler beginnen hier jährlich das Training, um später als Verkehrspilot bei Fluggesellschaften wie Air Berlin oder Condor anheuern zu können.
Achtzehn Monate dauert die Ausbildung, die schließlich dazu berechtigt, sich Verkehrspilot nennen zu dürfen. Rund 65 000 Euro lassen sich die Schüler den Traum vom Fliegen kosten. „Das zahlt jeder privat“, sagt Prokurist Jens Küper, „aber es gibt Möglichkeiten der Finanzierung auch ohne Sicherheiten.“
Die Berufsaussichten sind hinterher recht gut: Es gibt Prognosen, die von einer Verdopplung des Flugverkehrs in den nächsten 15 Jahren ausgehen. Die dafür benötigten Piloten kommen unter anderem aus der Mönchengladbacher RWL German Flight Academy.
Ihre Ausbildungsflotte umfasst 25 ein- und zweimotorige Flugzeuge. Gerade wurden vier neue Flugzeuge des deutschen Herstellers Aquila erworben und nach Mönchengladbach überführt. Sie ersetzen ältere Cessnas, die mehr Kraftstoff verbrauchen und mehr Lärm produzieren. So wird den 2010 verschärften Lärmschutzvorschriften Rechnung getragen.
Allerdings treibt diese neue Verordnung auch seltsame Blüten: Der produzierte Lärm wird ins Verhältnis zum Gewicht gesetzt. So passiert es, dass ein leichtes Flugzeug, das absolut weniger Lärm verursacht, nicht mehr eingesetzt werden darf, ein schwereres und lauteres Flugzeug aber schon. „Wir wollten eine Sondergenehmigung, um den Anwohnern den zusätzlichen Lärm zu ersparen, sind aber auf taube Ohren gestoßen“, bedauert Jens Küper. „Hier hat der Gesetzgeber einfach einen Fehler gemacht.“
Neben der Ausbildung der Verkehrspiloten hat sich die RWL einen Namen als Dienstleister für die Fluggesellschaften gemacht. Die Airlines nutzen gern die Flugsimulatoren, die RWL bereit hält. Neun Mitarbeiter — Techniker und Ingenieure — kümmern sich ständig um die 15 Tonnen schweren und rund 12 Millionen Euro teuren Simulatoren.
Zwei kleinere Simulatoren, die zweimotorigen Flugzeugen entsprechen, stehen den Flugschülern zur Verfügung. Hier wird gemeinsam mit einem Lehrer trainiert. Im Gegensatz zum realen Flug können Fehler analysiert, Situationen wiederholt werden — so lange bis es perfekt ist. Nicht umsonst kann RWL stolz auf eine sehr hohe Erfolgsquote seiner Schüler bei den Prüfungen des Luftfahrtbundesamtes verweisen.