Zehn Antworten zu „Rock am Ring“
Die Entscheidung um den neuen Standort von „Rock am Ring“ rückt näher. Wir klären die wichtigsten Fragen.
1. Warum hat Marek Lieberberg immer noch nicht entschieden, ob „Rock am Ring“ künftig in Mönchengladbach oder Mendig sein wird?
Mönchengladbach hat für ein Festival dieser Art immense Vorteile — aber einen entscheidenden Nachteil: Noch kann die Stadt Lieberberg nicht rechtssicher zusagen, dass er „Rock am Ring“ wirklich im JHQ etablieren darf. Genau diese formalen Punkte hat Mendig schon geklärt; der ungleich kleinere Ort in der strukturschwachen Eifel hat dafür erhebliche Standortnachteile.
2. Was spricht für Mönchengladbach?
Mönchengladbach liegt für ein Festival ideal, weil man die Stadt von mehreren Ballungsräumen aus in kurzer Zeit erreichen kann. Die Lage im Wald ist optimal für die Camper. In Micki Hilgers gibt es einen örtlichen Veranstalter, den Lieberberg kennt und der vor Ort wichtige Fragen auf kurzem Weg klären kann, weil er alle Ansprechpartner kennt.
3. Hat die Begeisterung in Mönchengladbach irgendeine Auswirkung auf Lieberbergs Entscheidung?
Sie ist wahrscheinlich sogar Mönchengladbachs stärkstes Argument. Und zwar aus zwei Gründen. „Rock am Ring“ ist Lieberbergs Lieblingskind. Dass sich hier alle so um sein Festival bemühen, bedeutet ihm etwas. Außerdem weiß er, dass die Unterstützung auch ein wirtschaftlicher Faktor ist. Ihn hat beeindruckt, dass CDU und SPD innerhalb weniger Tage einen Termin mit den Vorständen der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima) und dem NRW-Innenminister organisiert haben.
4. Und was spricht gegen Mönchengladbach?
Die Stadt will das Gelände an Lieberberg vermieten. Dazu muss sie es aber selber von der Bima pachten. Diesen Vertrag gibt es noch nicht. Das ist ein KO-Kriterium für „Rock am Ring“ im JHQ. Die Entwicklungsgesellschaft arbeitet mit der Bima an dem Vertrag. Unklar ist nur, ob er rechtzeitig fertig wird.
5. Hat die Stadt gepennt? Lässt sie aus Untätigkeit oder Unfähigkeit eine große Chance an sich vorbeiziehen?
Definitiv nein. Die Stadt hat ihre Hausaufgaben gemacht, und zwar binnen kürzester Zeit. Verbockt hat den Prozess die Bima. Die erweckte über Monate den Anschein, selbst an Lieberberg verpachten zu wollen und machte dann urplötzlich einen Rückzieher.
6. Wie ist Lieberberg überhaupt auf Mendig gekommen?
Aus purer Not. Als die Bima absagte, fuhr das Lieberberg-Team zum ersten Mal nach Mendig. Die Eifel-Gemeinde hatte sich zwar beworben; ernstlich in Erwägung gezogen hatte sie Lieberberg aber nicht. Bis die Probleme in Mönchengladbach begannen.
7. Ist es überhaupt richtig, sich so sehr für das Festival „Rock am Ring“ ins Zeug zu legen? Was hat die Stadt davon? Wo liegen die Risiken?
Der Marketingwert ist immens; die Marke „Rock am Ring“ ist eine der stärksten im deutschen Veranstaltungsbereich. Das Festival würde nach innen das Gefühl stärken, dass die Stadt im Aufwind ist, und nach außen den Bekanntheitsgrad von Mönchengladbach steigern. Tatsächlich geht die Stadt Risiken ein. Sie würde einen sechsstelligen Betrag pro Jahr zuschießen, um das Gelände zu sichern.
8. Wer ackert in Gladbach für das Festival; wer steht auf der Bremse?
Größter Motor ist der CDU-Fraktionsvorsitzende Hans Peter Schlegelmilch. Sein SPD-Pendant Felix Heinrichs ist bei allen Terminen dabei, agiert aber ein Stück vorsichtiger als Schlegelmilch. Die FDP unterstützt „Rock am Ring“ ebenfalls. Oberbürgermeister Hans Wilhelm Reiners ist vorsichtig mit allzu euphorischen öffentlichen Äußerungen.
9. Was passiert, wenn sich Lieberberg gegen Mönchengladbach entscheidet?
Dann kann die Stadt, so paradox das klingt, möglicherweise trotzdem einen großen Erfolg feiern. Denn Marek Lieberberg hat für den Fall, dass „Rock am Ring“ doch nach Mendig zieht, Mönchengladbach ein großes Festival im August versprochen. Bis dahin ließen sich die offenen rechtlichen Fragen klären. Das könnte viel mehr als ein Trostpflaster werden — sondern ein ganz neues Festival, das mittelfristig fast die Ausmaße von „Rock am Ring“ erreicht.
10. Wann fällt die Entscheidung — und worauf sollte man wetten?
Marek Lieberberg muss noch in dieser Woche den Festival-Ort festlegen, weil davon die Tourneepläne mehrerer Bands abhängen, die wegen des Gebietsschutzes je nachdem, wo „Rock am Ring“ ist, weitere Konzerte in der Region geben können oder eben nicht. Wahrscheinlich wird er Freitag eine Pressekonferenz geben.