Zittern vor Zuschauern

Welt- und Europameisterinnen, ein Ex-Borussen-Präsident und Oliver Neuville plauderten im „Huma“ über die Frauen-WM.

Mönchengladbach. Oliver Neuville ist nur Gast. Aber sein Name zieht — bei der Podiumsdiskussion über die beruflichen Chancen im Frauenfußball im Stiftisch-Humanistischen Gymnasien mit einem hochkarätig besetzten Podium.

Da war beispielsweise Winfried Jacobs, Vorsitzender der AOK Rheinland/Hamburg und früherer Präsident der Borussia, der eingestand, sich erst seit kurzem für Frauenfußball zu interessieren. „Das kam mit den Leistungen“, sagt er und prophezeit den Damen eine bessere Zukunft, „wenn sie die Weltmeisterschaft im eigenen Land gewinnen.“

Die Verkaufszahlen für die WM-Tickets stimmen optimistisch. „Wenn wir es geschickt anstellen, wird das nicht versanden, auch ohne Titelgewinn“, sagt Martina Tecklenburg-Voss, frühere Nationalspielerin und vierfache Europameisterin, die inzwischen als Trainerin arbeitet und die Spielerinnen des FCR Duisburg zum Sieg im DFB-Pokalfinale 2009 und 2010 sowie im Uefa-Women’s Cup 2009 führte.

„Die Frauen kennen so große Kulissen nicht“, weiß sie um den Druck. „Manchen zittern schon bei 28 000 Zuschauern die Beine.“

Mit einer guten Struktur in der Liga könne man dafür sorgen, dass sie spannend werde. „Wenn es nur drei bis vier Erfolgsvereine sind, reicht das nicht.“

Würden die Frauenmannschaften zwangsweise bei den Vereinen angedockt, die Männer in der Bundesliga habe, hätten sie zwar einerseits eine optimale Infrastruktur zur Verfügung. Doch es bestehe die Gefahr, dass man sich schnell von den Frauen trenne, wenn es bei den Männern finanzielle Engpässe gebe.

Unter welchen Bedingungen es Frauen zu Erfolgen schaffen, machte die zweifache Weltmeisterin Sandra Minnert deutlich. „2003 war ich drei Monate als Profi in den USA und musste nichts anderes tun, als Fußball zu spielen.“

Sonst sind es täglich vor und nach der Arbeit zwei Trainingseinheiten. „2003 war ohnehin ein tolles Jahr, Deutsche Meisterin, UEFA-Cup und dann bei der WM im Endspiel. Erst zurück gelegen, in der zweiten Halbzeit der Ausgleich und in der Verlängerung das Golden Goal. Das vergisst man nie“, sagt sie.

Das hat auch Oliver Neuville gesehen und nicht vergessen. „Die Frauen haben es geschafft, Weltmeister zu werden, wir nicht.“